Mit dem Projekt Marvel Knights versucht der Marvel Verlag den Staub von einigen seiner Serien zu entfernen. Nach dem Mysterie-Thriller Daredevil nun die seit Earth X top-aktuellen Inhumans.

Paul Jenkins definiert die Charakter extremer als es bisher der Fall war. So ist Karnak noch verschlossener, Medusa einfühlsamer und Gorgon aggressiver als bisher. Zwei Grundthemen beherrschen die ersten beiden Hefte: Entscheidung und Makel.

Die Heimstätte der Inhumans, Attlian, steht unter dem Beschuss einer Söldnerarmee. Wie wird sich Black Bolt, der stumme Führer der genetisch Veränderten mit der vernichtenden Stimmgewalt, entscheiden? Kampf oder Diplomatie? Die Zeit drängt, denn Black Bolts verrückter Bruder Maximus hat einen Weg ersonnen, Attilans unüberwindlichen Schutzschirm zum Einsturz zu bringen.

Auch der Nachwuchs der Inhumans muss sich entscheiden. Die noch menschlichen Kinder werden dem Terrigan-Nebel ausgesetzt, der sie zu vollwertigen Inhumans machen wird. Wie wird sich die Verwandlung auf die noch ungefestigten Menschen/Inhumans auswirken? Die einstmals gleichwertigen Schüler entwickeln sich teils zu Privilegierten, teils zu normalen Mitgliedern ihres Volks. Besondres Woz trifft es hart. Er mutiert zu einem Alpha-Menschen, dem Dienervolk der Inhumans. So ausgestoßen wird er ein leichtes Opfer für Maximus Intrigen. So zeigen sich schon erste Makel in der als ideal geplanten Gesellschaft der Inhumans, die auf Gleichheit durch Individualität aufgebaut sei soll.

Karnak, der mit mit der Gabe in jedem dern wunden Punkt, den Makel zu entdecken, plagen düstere Vorahnungen. Wird Black Bolt die selbstauferlegte Stummheit einhalten können? Stundenlang muss der Herrscher der Inhumans täglich meditieren, um nicht aus Versehen mit einem Flüstern Attilan in Schutt und Asche zu legen. Muß jeder Makel zum Bruch führen?

Die Story betritt für Superhelden selten begangene Wege (was aber nicht erst seit Supermans "Frieden auf Erden" oder dem Vertigo-Label immer wieder probiert wird). Fast behutsam wird hier Action mit einem für die Amerikaner noch nachvollziehbaren Anteil an Inhalt vermengt. An stimmige Charakter-Studien, wie es sie leider auch nur vereinzelt besonderes im französischen Comic gibt, reicht es noch nicht heran, aber das hat auch keiner erwartet.

Die Bilder Jae Lees unterstreichen die milde Stimmung der Story. Als Jae Lee mit seinen Namor Heften für Furore sorgte, hatte er einen filigranen aber harten Strich. Zacken und Harte Schatten dominierten die Bilder. Hier wirkt alles einen Deut leichter. Ein Bischen steriler ist es geworden und erinnert an Gulacy. Würde jetzt noch die Kunst der Seitengestaltung eines Giraud dazu kommen, Lee währe perfekt.

Inhumans verbindet eine interessant beginnende Story um Notwendigkeiten und gesellschaftlicher Anpassung mit super Bildern die zwischen feengleicher Leichtigkeit und grenzenloser Depression taumeln. Ein Fest für die Augen. Interessant!

 

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