Dieses Heft ist toll! "Dark Minds" ist das Highlight des
Marvel-Monats mit einem großen Fehler - doch dazu später mehr.
Schon beim Aufschlagen des Heftes faszinieren die Bilder im Stil moderner
japanischer Zeichentrickfilme. Details en masse: Die Reifen haben Profil, Tische haben
Schrauben, Bücher haben Buchstaben usw. Ein klarer Strich verhindert, daß die Bilder
unruhig werden.
Viele verschiedene Perspektiven, durch Unschärfe produzierte
Räumlichkeit, der Wechsel zwischen Totale und Detail; viele Stilmittel des Films wurden
hier umgesetzt. Dabei ist die Erzählstruktur europäisch. Während im Manga schon einmal
zwanzig Seiten nur gekämpft wird und man ein Taschenbuch mit zweihundert Seiten auf die
Schnelle durchlesen kann, wird bei "Dark Minds" auf wenigen Seiten eine dunkle
Krimigeschichte entwickelt.
Im Macropolis des Jahres 2032 treib ein Serienmörder sein Unwesen: Bei
sieben Millionen Menschen kann man leicht das eine oder andere Leben abschreiben.
Erst als ein hoher Geheimnisträger umgebracht wird, schreitet die
Sonder-Ermittlungs-Einheit ein. Da Wahljahr ist, muß der Fall schnell aufgeklärt werden.
Agent Nagawa erhält als Unterstützung Nakiko zugeteilt. Sie ist nicht nur besonders
hübsch, sie ist auch noch ein Cyborg. Mit ihren Implantaten kann sie zum Beispiel
Gedanken lesen. Nach einer kurzen Phase des gegenseitigen - besonders von Nagawa
betriebenen - Antestens, entwickelt der coole Agent größere Sympathie für seine nicht
ganz menschliche Kollegin. Das erste Heft endet mit einem bewustlos am Boden liegenden
Nagawa.
Die Geschichte vermischt gekonnt das dunkle Flair des
"Bladerunner"-Films mit dem Horror/Krimi-Gemisch von "Schweigen der
Lämmer". Action und Spannung satt, natürlich fehlt die Motorrad-Gang genau so
wenig, wie die aus den Animes bekannten "Bio-Tentakeln". Von allem ein bißchen,
asiatisch abgeschmeckt, aber mit Achtung des europäischen Geschmacks - "Dark
Minds" ist ein Instant-Hit.