Wer amerikanische Comics lesen wollte, aber nicht unbedingt Superhelden Storys mag, für
den gab es lange Zeit wenig. Das Licht am Ende des Tunnels hieß Neil Gaimans
"Sandman". Der Erfolg dieses Titels von DC gebar eine mit "Vertigo"
benannte Reihe, in der Storys voll Fantasy und stets mit einem Quentchen Anspruch sicher
versammelten. Gaiman beendete seinen "Sandman" mit der Nummer 50. Der legitime
Nachfolger, bei dem Gaiman zum Teil allerdings nur in beratender Funktion tätig ist,
heißt "The Dreaming". Im "Sandman Special" Nummer V veröffentlicht
der Feest Verlag die Hefte 4-7 der Serie.
Im Gegensatz zu den runden und sauberen Bildern des Bandes IV "Der Goldie
Faktor" wird dem Auge in "Die verlorene Seele" nicht geschmeichelt. Grobe
Zeichnungen werden durch viele kleine Striche bewußt schmutzig gemacht. Kantige, faltige
und alte Gesichter bestimmen das Bild. So muß sich die Geschichte selbst beweisen.
Und
auch hier geht der vorliegende Band einen anderen Weg als sein Vorgänger. Statt in einer
imaginären Welt, beginnt die Geschichte im England des Jahres 1827. Seltsamerweise
begegnen sich in einem Wald die Figuren jener Zeit und Herr Brian Salmon aus dem Jahre
1956. Dieser Herr macht Bekanntschaft mit drei Luftgeistern. In Folge dieses
Aufeinandertreffens verirrt sich Brian. Eine alte Dame gibt ihm einen Schlüssel zur
Aufbewahrung und weist ihm als Belohnung den Weg zu seinem Auto. Leider stolpert Brian im
dunklen Wald und wacht erst neunzig Jahre später wieder auf.
Die Art, wie er die neue Welt sieht, ist eine der interessantesten Aspekte des Comic.
Einzige Hilfe im London des Jahres 1996 ist Muriel Jenkins, eine alte Professorin der
Psychologie. Sie glaubt Brian seine Geschichte und zwischen den beiden entwickelt sich
eine starke Vertrautheit, die sich in der Lovestory des Albums allerliebst auflöst. Auch
die alte Dame aus dem Wald trifft der Zeittourist wieder. Diese kann sich jedoch nicht
lange aufhalten: Zu viele Aufgaben muß sie erfüllen. So erfahren wir nebenbei, wie nach
Vorstellung des Autors die Pyramide mit dem Auge auf die Dollar-Noten gekommen ist.
Wenn dem Leser das alles ziemlich mystisch vorkommt, dann liegt er völlig richtig.
So ist "Die verlorene Seele" eine schöne Love-Story mit Happy-End und einer
großen Portion Magie.
Einfach