132 Seiten / DM 29,90
Der zweite Band der englischen Serie lebt insbesondere vom anfangs
verwirrenden Nebeneinander von Rückblick und aktuellem Geschehen. Wie die
weitläufigen Wurzeln eines Baumes reichen die Geschehnisse aus Kanes Vergangenheit
in seine Gegenwart. Welches Spiel treiben die Kameraden mit dem verschlossenen
Polizisten? Wie sind seine Partner in die alte Geschichte verwickelt?
Kane
hat es auf jeden Fall nicht leicht. Wer hat das Geld aus der Bank? Was macht
die Figur aus Frank Millers Sin City in New Eden? Warum muss man schmunzeln,
als der Hase die Fresse voll kriegt? Hasenjagd ist kein Comic für Zwischendurch.
Wer Band eins, Leben in Eden,
nicht gelesen hat, wird nicht viel verstehen. Aber wer schon lange auf die
Fortsetzung der Geschichte wartet, wird nicht enttäuscht. Wieder vermag es
Grist mit seinem harten Strich knallige Action, hintergründigen Humor und
sensible Charakterstudie auf unterhaltsamste Weise zu verbinden.
Obwohl im Manga-Format - schwarz/weiß, über hundert Seiten -
bietet Kane wesentlich mehr Story für das viele Geld. Was Grist hier an Atmosphäre
vermittelt, ist wahrlich lesenswert. Das Klischee des aufrechten Bullen in
korrupter Umwelt ist nicht neu, aber selten so gut als Comic umgesetzt worden,
wie hier. Die Priese englischen Humors, leicht blutig eben, hebt Kane aus
der Masse der Krimi-Geschichten heraus.
Um was geht es eigentlich? Da ist der Bankangestellt, der einen
Koffer voller Geld mitgehen lässt. Der schon aus Band eins bekannte Hase kommt,
verfolgt von einem gedungenen Schläger und der FBI, irgendwie dazwischen.
Und immer wieder geben die Rückblicke Aufschluss über die merkwürdigen Partner
Kanes, die alle in die Affäre um den Tod des ehemaligen Partners Kanes verwickelt
scheinen. War es Notwehr, die Kane dazu zwang, seinen Kollegen zu erschießen?
Welche Beweggründe hat der Verbrecher Darke, helfend einzugreifen - und ist
es wirklich Hilfe?
Das letzte Kapitel ist im Gegensatz zu den vorhergehenden einhundert
Seiten deutlich melancholischer. Ein ausrangierter Fernseh-Superhelden-Darsteller
nimmt sich das Leben und Kane kann nichts daran ändern. Dabei entspinnt sich
ein Gespräch über Macht, Verantwortung und Ohnmacht, die durch die auch hier
auftauchenden Rückblicke eine weitere erzählerische Ebene erhalten.
Ein starkes Stück Comic aber ohne den ersten Band nicht zu verstehen.