Die Bild-Comic-Bibliothek ist viel diskutiert und glücklicherweise sogar viel gekauft. Der erste Band mit drei Asterix-Alben wurde schon nachgedruckt erreicht mittlerweile eine gesamte Druckauflage von 200.000 Exemplaren. Ein toller Erfolg! Hoffentlich bringt das den Comic-Markt wieder etwas in Schwung.
Klar, etwas Neues wird dem interessierten Neu- oder Alt-Comicleser nicht geboten, aber die Klassiker sind auch immer wieder lesenswert. Band acht präsentiert Tim und Struppi. Klar sind die Geschichten mit dem enorm kräftigen und jungen Reporter ein Klassiker, aber dass die Bilder des Zeichners mit dem Künstlernamen Hergé Juwelen der grafischen Erzählung sind, ist vielen unbekannt.
Dieser Aspekt wird in dem kurzen und wie immer eher belanglosen Bild-Vorwort nicht erklärt. Also gleich rein in die drei Abenteuer dieses Bandes: „Die sieben Kristallkugeln“, „Der Sonnentempel“ und „Der Fall Bienlein“. Alles gute Geschichten, aber was erwartet man anderes bei Hergé? Spannende Abenteuer in fremden Ländern, Tim, wie er mit einem Hieb gleich mehrere düstere Gestalten mit meist niederen Bewegründen ins Land der Träume schickt und die spitzzüngigen Bemerkungen seines glücklicherweise in Deutsch und nicht Hundisch denkenden vierbeinigen Begleiters.
Einziger Wehmutstropfen dieses sehr schönen Bandes ist die drucktechnische Qualität. Technisch ausgedrückt wurden die schwarzen Striche nicht genügend überdruckt. Was ist passiert? Für das deutlich kleinere Format wurden die Comic-Seiten per Kamera oder Computer aufgenommen und verkleinert. Das bemerkt man an einigen unruhig wirkenden Flächen wie zum Beispiel Haddocks dunkelblauem Hemd. Bei diesem Prozess sagt man nun, das die bunten Farben über die schwarzen Striche drüber drucken sollen. Ein schwarzer Strich besteht dann aus der eigenen schwarzen Farbe und der Farbe der anschließenden Fläche. Beim Drucken muss der Drucker aufpassen, dass alle Farben genau zueinander passen. Aber Papier ist ein organischer Stoff und arbeitet beim Drucken – das lässt sich nicht vermeiden. Wenn die Überfüllung fehlt, kommt es zu kleinen weißen Strichen neben der eigentlichen schwarzen Linie – Blitzer genannt. Und die machen aus den stimmigen Farben in Hergés Bildern ein unruhiges und vor allem viel zu helles Durcheinander. Das muss nicht in jedem Band auftreten, wird aber sicher in vielen Büchern zu finden sein – Schade!
Am für heutige Zeiten etwas langsam erzählten Inhalt ändert das natürlich nichts. Spannung in einer etwas sehr ordentlichen Welt mit guten, bösen und oft auch sehr schrulligen Menschen ist garantiert. Es ist beispielhaft, wie der belgische Zeichner sowohl in einzelnen Panels Witze erzählen kann, andererseits aber als Erster konsequent Spannungsbögen aufbaut, mit Perspektiven spielt und dabei noch fast fotografisch korrekt Gegenstände wie Fahrräder oder exotische Bauten schildert.
Lassen wir nun noch Beckmesser und den Historiker zu Wort kommen:
Das die Bild ab Band sechs nun eine Auflistung der bereits erschienen Titel ausgerechnet auf dem Vorsatzpapier (das verbindet Buchblock mit dem Einband und ist für gewöhnlich ohne Inhalt) zeigt, gibt der Bibliothek einen zusammengeschusterten Eindruck, da die Liste erstens an einem sehr unüblichen Platz ist und zweitens nicht seit Beginn Bestandteil der Bände ist.
Nett ist auch, dass dieser erfolgreiche Titel, der oft Synonym mit der hohen Qualität der Carlsen Bände gesehen wird, fast sehr früh aus dem Carlsen Programm gestrichen worden wäre. Schlechte Verkäufe waren Grund für diese Überlegung und nicht zuletzt hatte man beim Hamburger Verlag sicher auch Angst, das hochwertige Kinderbuchprogramm mit damals als anrüchig angesehenen Comics zu „beschmutzen“ – es kam glücklicherweise anders.