Das ist Nostlagie pur! Hier sieht man, wo moderne Vampierfilme ihre Ideen herhaben. Panini bringt den Urgroßvater der Vampiercomics als Trade mit jeweils sechs Originalheften.
Bei Williams erschienen vor dreizig Jahren 33 Hefte, mal sehen, wie lang diesmal der Chef der Blutsauger seine Eckzähne in die Hälse hübsche Mädchen schlagen darf.
Ein Wermutstrpfen gleich vorweg: Leider werden die Cover nur als Vorschaubild in der Inhaltsangabe des Bandes gezeigt.
Natürlich hat Panini die Geschichten neu übersetzt, das macht der Verlag in Nettetal ja immer so. Das ist auch ordentlich gelungen. Auffällg ist, dass das alte Handlettering der Williams-Hefte irgendwie unordentlicher aber lebendiger erscheint. Sogar die Farben sind einen Tick kräftiger in den 30 Jahre alten deutschen Heften. Im amerikanische Original waren die Farben allerdings noch matter, des schlechteren Paiers wegen.
Gene Colans Zeichnungen sind schon immer sehr eigenständig gewesen. Wer glaubt, Speedlines seinen eine japanische Erfindung wird hier eines anderen gelehrt. So richtig kommen seine Vorzeichnungen erst im Zusammenspiel mit dem Tuscher Tom Plamer zur Geltung. Schade, dass dieses Team nur kurz Dracula ins Bild setzten durfte. Die anderen Inker wirken oft, als hätten sie keine Zeit gehabt (was bei Marvels damaliger Firmenpolitik auch sicher meistens zutraf).
Für die letzte Seite des vierten Heftes fehlten wohl die Vorlagen. Anders kann man die deutlich schlechtere Bildqualität nicht erklären. So verschwommen sehen nur ältere und nicht akkurat gemachte Scans von gedruckten Vorlagen aus. Heutzutage ist man in der Lage, selbst von alten gedruckten Vorlagen bessere Repros zu erstellen. Hier wurde nicht ordentlich gearbeitet.
Fröhliches Rätselraten wünschen wir bei der Lektüre des fünften Heftes. Das wurde 1974 nämlich indiziert. Warum? Das ist die Preisfrage und die ursprüngliche Begründung ist wohl aus heutiger Sicht eher ein Grund zum Schmunzeln.
Im zweiten Band werden dann endlich die originalen Titelbilder größer abgedruckt. Warum aber immer noch verkleinert und so unscharf? Schade.
Leider werden die Zeichnungen immer schlechter, ein Heft muss weitestgehend auf seinen Zeichner Colan verzichten – leider. Auch die wechselnden Inker leisten fragwürdige Arbeiten ab. Ungenaue Perspektiven, platte Gesichter die vereinzelt an Karikaturen erinnern – nicht das Beste.
Highlight ist natürlich der erste Auftritt des aus Film und Fernsehen bekannten schwarzen Vampirs und Vampierjägers Blade in Band zwei (Heft 10). Nach den ersten Heften beginnt die Serie sich von den Vorlagen zu lösen. Dracula bekommt immer mehr Kräfte und setzt diese auch immer besser ein. Sicherlich kein Zeichen für einen sich entwicklenden Dracula sondern für ein immer sicherer werdendes Chefredakteeur/Autoren Team.
Logik – das darf man hier nicht erwarten. In den ersten Heften der Serie wurde aus diversen und widersprüchlichen Quellen mit dem Thema Vampire experimentiert. So darf Dracula zwar der aufgehenden Sonnen entgegen fliegen und weicht vor Silber zurück. In Heft zwei lässt sich der Blutsauger wegen seiner leichenblassen Haut operieren; er ist auch zufrieden mit dem Ergebnis, nur wir Leser sehen nichts von der Veränderung. Dracula ist weiß wie er vorher war. Aber wer macht sich bei solch einem Klassiker schon so übertriebene Gedanken? Da widmen wir uns doch lieber der genussvollen Vergangenheitsbewältigung oder dem historischen Quellenstudium bei der Recherche zum Thema Dracula in den Medien.