Wer Comics mit Asterix, Mickey Mouse und Superman gleichsetzt, kennt nur die halbe
Wahrheit. Comics decken eine wesentlich breitere Palette an Themen ab. Neben den Witz- und
Abenteuercomics gibt es die momentan leider zuviel produzierten Titten-Horror-Trash Sachen
(obwohl die "Ärzte" ein tolle Band sind, ist beispielsweise "Faust"
aus dem Lieferprogramm von Belas BBB Verlag der Lesetip für Hirnkanke). Aber Titel wie
"Strapazin" oder "Amerika" zeigen, daß es auch Comics mit Inhalt
gibt.
"Stray Bullets" ist etwas besonderes. Die Serie von anfangs
unzusammenhängend wirkenden Storys läßt sich nicht klassifizieren. Zu sehr sind
verschiedenste Elemente gemischt. Von fast gewaltverherrlichenden Szenen kippt die
Geschichte zu philosphischen Ansichten.
Band 7 trägt den Titel "Freiheit". Zuerst
erfahren wir mehr über Virginia Applejacks (Heft 4) Famile. Ihr Vater ist bärenstark und
ihre Mutter eine selbstsüchtige Schlampe. Das Drama beginnt mit einem Magengeschwür des
Vaters. Virginia erlebt seinen körperlichen Verfall und mit ihr steht der Leser zum
Schluß hilflos dem unvermeidlichen Ende gegenüber.
Lapham gelingt es, das Leiden des jungen Mädchens zu vermitteln. Nur wenige Comics
können Emotionen wecken, dieses gehört zu denen, die es schaffen.
Besonders bei Titeln wie "Stray Bullets" ist die Übersetzung besonders
wichtig. Details wie das Geschrei der Mutter, bei der die Buchstaben so groß werden, daß
die Sprechblase sie nicht mehr ganz zeigen kann, wurden gerettet. Auch wurde der
leserliche Teil der handschriftlichen Seite übersetzt, was für die dichte Atmosphäre
wichtig ist. Aber warum nur der leserliche Teil? Die kleine Schrift blieb im englischen
Original. Was sind Rolaids? Wenn hier durch die Benennung eines Magenmittels auf den
Magenkrebs hingewiesen wird, hätte man den Mann "Maloxan" oder ein anderes in
Deutschland verbreitetes Mittel nehmen lassen sollen.
Die deutsche Ausgabe hat ein festeres Papier und einen stärkeren Umschlag, das ist
eine deutliche Verbesserung die sich das Original aneignen sollte.
"Stray Bullets - Freiheit" präsentiert in schwarz/weißen Bildern eine
unbunte Sicht der Welt. Lesenswert!