Die Nummer 52 des Magazins "Strapazin" bedeutet Krieg. Auf 42 Seiten ist eine
Comic-Reportage über einen zum Krieger mutierten Künstler aus Sarajevo ausgebreitet. Es
ist immer wieder neu entsetzlich, lesen zu müssen, wie Krieg zu einem Teil des Alltags
werden kann.
Die Geschichte "Soba" ist das notwendige Gegenstück zu G.I. Joe. Soba ist
ein echter Mensch, der durchdreht, sich mit den Gegebenheiten arrangiert und über Pornos
philosophiert. Joe Sacco, der Autor und Zeichner, berichtet über den Menschen und dessen
Sein während des Krieges. "Soba" ist keine Anklage gegen den Krieg, und so ist
man fast versucht, es Soba gleichzutun, um sich mit dem Krieg zu arrangieren. Beim
flüchtigen Duchblättern beherrschen Bilder von Partys die Geschichte, die ohne
Schockeffekte von Darstellungen der Zerstörung des Lebensraums Stadt abgelöst werden. So
ergibt sich ein Gefühl für die Normalisierung des Ausnahmezustandes Krieg, der - nur
kurz unterbrochen vom Bombeneinschlag auf dem Marktplatz - zu seinem normalen Lauf
zurückkehrt.
Die in großen plakativen Bildern erzählte Reportage
endet mit dem Frieden. Während für einen Freund Sobas der Krieg nicht aufhören kann,
steht er selbst wieder auf der Bühne. Mit der Gitarre in der Hand weiß er, daß auf der
Bühne der Einsatz seines Lebens als Minenleger und -räumer nicht mehr zählt, nur seine
Musik wird darüber entscheiden, ob Soba auch im Frieden und auf der Bühne etwas zählt.
Es bleibt das Gefühl, daß der Krieg so schnell wie er endete auch wieder kommen kann,
daß Soba in der nächsten Minute wieder im Dreck mit Strohhalmen Minen sucht. Alles ganz
normal, leider.
Die 98 Seiten der 52sten Strapazin-Ausgabe haben noch mehr Comics, Informationen über
die Autoren und Zeichner, Rezensionen und die immer wieder anssehenswerte Werbung. Dickes
Teil mit neuem "Fanzine"-Design.
Dieser Tage erscheint übrigens bereits Nummer 53 "Schräges aus aller Welt".
Ein Grund, sich gleich beide Nummern zuzulege