Nach Stone (dessen Miniserie mit der Nummer 2 ziemlich konfus diesen Monat endet) bringt Marvel Deutschland nun Aria unter dem "GenerationComics" Label auf den deutschen Markt.

Aria ist eine (wen wunderts) toll gebaute und zumeist leicht bekleidete Engländerin namens Kildare Dannen. Sie ist eine Fee und lebt in New York. Natürlich geht es in dieser Geschichte um Magie und den Kampf zwischen Gut und Böse. Neu ist der englische Touch.

Feen, Monster mit keltischen Symbolen, ein Freund Namens Pug (vielleicht der aus "Mitsommernachtstraum"?) - einfach schön gruselig. Die Geschichte spart nicht mit Opfern aber glücklicherweise mir unnötiger Gewalt. Selbst das personifizierte Böse zeigt Anstand. Das bedeutet aber nicht, dass Aria ein Kindermärchen ist. Hier und da fließt Blut in Strömen und das Bild, welches Gwynnion, Kildares Cousine, nach einer Vergewaltigung am Boden liegend zeigt, ist echt bewegend.

Wie bei vielen Miniserien dient dieses erste Abenteuer erst einmal dazu, die Charakter einzuführen. Oft kommt dabei die Geschichte zu kurz. Auch bei Aria bleibt der verbindende rote Faden in den ersten beiden Teilen eher verborgen.

Aria hat ein Date mit alten Freunden und Feinden. Nachdem Pug sie nach Hause gebracht hat, wird er von einem Monster angegriffen. Am Morgen taucht die völlig verwirrte Gwynn bei Kildare auf. Sie fand ihre Freunde massakriert in der Stammkneipe, was der ohnehin Verrückten den Rest gab. Dann gibt es da noch Roland, den Sohn eines Elfen, der mit den Tieren reden kann und Wände in Portale wandeln kann. Was hat das alles mit dem flüchtigen Mörder Nigel Hawthorne zu tun?

Hoffentlich kriegt die Geschichte die Kurve und wird in den beiden letzten Teilen, die in der Nummer zwei veröffentlicht werden, sinnvoll zu Ende gebracht. Es wäre sonst Schade um die schönen Bilder. Denn diese sind das Herausragende dieses Comics. Der erste Eindruck ist weich. Die Fülle des Gezeigten wirkt zuerst verwirrend und dann bezaubernd.

Die Seiten wirken wie eine Komposition aus Farben. Jede Seite hat ihre Grundfarbe. Licht und Schatten verleihen allem zusammen mit den weichen Verläufen eine deutlich als künstlich wirkende Plastizität. Obwohl realistisch gehalten, wirken die Zeichnungen märchenhaft. Der weiche Charakter der Bilder kommt durch das Fehlen des in Amerika eigentlich üblichen Tuschers. Der Zeichner selbst malt die Seiten mit Bleistift. Der Inker zieht die Bleistiftbilder mit Tusche nach, dann geht die Seite zum Colorieren, was meist am Computer geschieht. Hier wurde der Tuscher weggelassen, was zu dem weichen Grundcharakter der Bilder führt.

Marvel Deutschland veröffentlicht die vierteilige Miniserie in zwei Heften. Für zwölf Mark hat man also eine komplette Miniserie mit außergewöhnlichen Bildern - Sammler können bedenkenlos zugreifen. Wer bisher mit Comic-Heftchen nichts am Hut hatte, weil zu schrill und zu "Superhelden"-lastig, sollte einmal einen Blick in dieses Heft wagen.

Aria ist neben Dark Minds das Interessanteste, was Marvel momentan zu bieten hat.



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