Der geradezu poetische Titel "Schmetterlinge im Bauch" steht
in absolut krassem Kontrast zu den eigentlichen Themen, die OL in seinen Comicstrips
behandelt. Die Gestaltung des Einbandes im rustikalen Kiefernholz-Outfit verrät
eher als der Titel, um welche Art Humor es sich hier handelt.
Die Edelproleten der unteren Mittelschicht sind die bevorzugten
Charaktere in OLs Werken. Versoffene, thumbe, unrasierte, bierbäuchige, tätowierte
und offenbar gewaltbereite Typen, wie man sie sich in seinen schlimmsten Alpträumen
vorstellt. OL lässt diese Charaktere in die absurdesten Situationen stolpern
und lässt Welten zusammenprallen, wie etwa die Welt der Psychologie (Ist die
deutsche Bauindustrie mit Rudolf-Steiner-Methoden zu retten?) mit der der
Bauarbeiter. Diesem Stilmittel des harten Kontrastes begegnet man in den unterschiedlichsten
Variationen in OLs Werken. Natürlich bietet zeitgenössischer Schwachsinn wie
Talkshows, Techno, Piercing, Kommunikationswahn und Politik jede Menge Stoff
für OLs Comics.
Mit geradezu genialen Einfällen, schwarzem Humor und seinem
unverwechselbaren, jugendlich-erfrischenden Zeichenstil macht OL aus diesen
Stoffen echte Meisterwerke. Das eigentliche Geheimnis der Faszination, welche
von OLs Werken ausgeht, scheint die Kombination seines - wie schon gesagt
jugendlich-erfrischenden und im besten Sinne naiv wirkenden - Zeichenstils
mit den manchmal altklug und allzu lebenserfahrenen Texten zu sein. OL ist
also das Kunststück gelungen, die Gegensätze Jugend und Lebenserfahrung zu
verbinden.
Abgrundet wird "Schmetterlinge im Bauch" durch einen Comicstrip
von dem durchaus ebenbürtigen Comiczeichner FIL. Abgesehen vom Vorwort des
eher mittelmäßig schreibenden und zeichnenden Titanic-Kolumnisten Max Goldt
ist dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite schlichtweg genial.