Crimson ist ein herausragendes Comic. Es ist nicht nur in Punkto Zeichnungen, Farben und Storytelling beeindruckend, auch die Intensität der gezeigten Gewalt sucht seinesgleichen. Lesen Sie dazu bitte auch unseren Kommentar.

Wie schon gesagt, der zweite Titel in der Cliffhangar-Reihe des Dino Verlages sticht aus der Masse der monatlich die Kioske überflutenden Titel heraus.

Die nüchternen Fakten: Zwei amerikanische Folgen als ein Heft, alle zwei Monate ein neues Heft.

Die Story erinnert stark an den Film "Near Dark". Alex ist ein ganz normaler Junge (okay, er sieht modellmäßig toll aus, genaus so wie seine Freunde, ist sportlich und lebt in einem Haus, in dem der Flur so groß wie ein normales Wohnzimmer ist - aber das sind wir ja seit Jahrzehnten aus amerikanischen Filmproduktionen so gewohnt). Da werden er und seine Kumpels von einer Horde Vampire gemetzelt. Nur ihm gelingt es dank der Einmisschung eines Fremden der fliegen kann zu überleben. Aber, ist das noch Leben, schlägt in Alexs Brust noch ein Herz? Denn ihm wachsen plötzlich Fangzähne, ihm gelüstet es nach Blut und auch er fängt zu fliegen an.

Alex lernt eine Menge Gestalten der Nacht kennen und trifft am Ende des Heftes die für Alles verantwortliche Vampir Gang wieder. Das letzte Panell zeigt Alex in einer eher ausweglosen Situation. Lohnt es sich, auf die Fortsetzung zu warten? Ja! Crimson läuft seit einiger Zeit in den Staaten und somit ist auch für zukünftige Hefte genug Material vorhanden.

Die Zeichnungen erinnern an Madureira (der nächsten Monat mit seinenm Batte Chaser die Cliffhangar Reihe fortsetzt), haben aber mehr Kulleraugen und auch die Massenszenen sind ausgefeilter. Hier muss sich der Meister was einfallen lassen, wenn er nicht ins Hintertreffen gelangen möchte. Die Farben wirken lebendiger als im Original. Das liegt am besseren Papier (besseres Papier und billiger - das lassen wir uns doch gerne gefallen).

Dem Übersetzter Timothy Stahl ist gelungen, die Atmosphäre des Originals weitgehend zu übertragen. Rose redet auch in deutsch so richtig breit doch Ekimus, Alexs Beschützer, hat seine getragene Art zu reden verloren. Ebenso wurden die Namen von Alex Freunden bei Hughie, Louie und Duwie belassen, anstatt sie in Tick, Trick und Track (der deutschenb Übersetzung in Donald Duck) zu ändern. Schade, das gibt Abzüge in der B-Note.

Kommentar:
Selten hat es ein Comics geschafft, mich so zu erreichen. Weder die Gedärme in Faust und schon gar nicht die sterile und noch nicht ein mal durchschnittliche Purgator bewirkten auch nur ein lichtes Kräuseln meine Nackenhaare. Bei Crimson stellten sie sich zu Berge. Auch andere Comics sparen nicht mit Blut, aber Crimson ist intensiver. Die Bilder entwickeln eine Eigendynamik und ziehen den Blick mit den Klauen durch den Hals des Opfers. Das hört sich nicht nur hart an, so wirkt es auch. Jetzt stellt sich für manche gleich die Frage nach Indizierung und Jugendschutz. Crimson ist nichts für Kinder, obwohl die exzellente und bunte Aufmachung gepaart mit dem immer wieder aktuellen Thema Vampire auch diese Käuferschicht anziehen wird. Doch Jugendschutz darf nicht mit Indizierung gleichgesetzt werden. Wichtiger scheint es mir, mit den Jugendlichen über das Gesehene/Gelesene zu erzählen. Die Erfahrung von Angst in einem sicheren Rahmen - wie es ein Splatterfilm im Kino oder eben dieses Comic zu Hause gelesen darstellt - ist ein Nervenkitzel, denn man sich gönnen darf. Es ist aber besonders für ungefestigten Charaktere, wie es jedes Kind naturgemäß ist, wichtig, die innere Anspannung über ein Gespräch abbauen zu können (das ist auch für die "Erwachsenen" immer wieder eine reinigende Sache). Verbote nützen erfahrungsgemäß nichts, sie erhöhen nur den Reiz an solchen Erfahrungen. Wir werden es nicht schaffen, unsere Kinder vor der Darstellung von Gewalt durch Verbote zu schützen. Es ist wichtiger, ihnen eine Hilfe anzubieten, mit diesen Sachen umgehen zu können. Das kostet zwar Zeit und Anteilnahme, würde aber unseren Kindern helfen, sich in unserer perfiden Erwachsenen-Welt zurecht zu finden.