Das ist fett! 660 Seiten Manga des "Outlander"-Schöpfers Manabe.
Ein Hindernis - oder ist es eine Eigenschaft - von vielen Mangas ist deren
Endlosigkeit. Fast so schlimm wie "Gute Zeiten..." und so weiter
scheinen die japanischen Schwarz-Weiß-Wegwerfprodukte kein Ende zu finden.
Dabei sind einige Mangas immerhin nur episch andere jedoch einfach nur endlos
(so hoffen das wenigstens die Verlage). Da wünscht man sich manches Mal
eine Gesamtausgabe, wenn so eine epische Geschichte rum ist. Tsunami, das
Manga-Label von MG-Publishing, macht es wahr. Drakuun, die dreiteilige Serie,
gibt es als Hardcover im Schuber zum Freundschaftspreis von rund 80 Mark.
Der deutschen Ausgabe liegt die amerikanische "Dark Horse"-Produktion
zu Grunde, das heißt vor allem westliche Leserichtung von vorne nach
hinten. Aber leider bekam man in Rastatt nur die gedruckten Seiten und keine
Filme aus Amerika. So waren Moire und/oder Unschärfen leider nicht vermeidbar.
Insgesamt hat die Veröffentlichung mit ihrer ziemlich junge Sprache in
der Übersetzung - einige Schreibfehlern inbegriffen - den Charakter eines
Fan-Projektes. Die buchbinderische Arbeit des Hardcovers und des Schubers
sind dagegen voll gelungen.
Aber was letztendlich zählt ist der Inhalt eines Comics. Bei den Zeichnungen
gibt es Manga-mäßig nichts zu meckern. Manabe beherrscht sein Metier
wie die meisten japanischen Comic-Künstler. Hier schleichen sich keine
Fehler in Proportion oder Mimik ein, das könnte man sich auf dem harten
Markt in Japan gar nicht leisten.
Nach
der Space-Opera "Outlander" erzählt Manabe die Geschichte des
kleinen Staates Ledomian und dessen kurzen Kampfes gegen das Romunilianischen
Reiches. Karula ist die zweite Tochter des Königs und soll den Friedensvertrag
mit dem Reich unterzeichnen. Da das aber nur die besiegelte Unterwerfung und
die Versklavung des Ledomainschen Volkes wäre, versucht sie den Kaiser
Gustav (nicht nur in den Lensmen sind deutsche Namen für die Bösen
beliebt) zu ermorden. Der Plan geht voll in die Hose. Ledomain muss sich eine
Woche später den Reichstruppen geschlagen geben und die königliche
Familie wird in alle Winde zerstreut.
Karula versteckt sich in einem Wanderzirkus, ihre Schwester ist an Bord des
Romunilianischen Warlords Kurgh gefangen und der König liegt im Verlies
im Sterben. Rosalia, die andere Prinzessin, entkommt nur durch den Sprung
aus Kurghs fliegender Festung der Gefangenschaft und überlebt diese Aktion
nur, weil ihr Vater seine letzten Kräfte zusammennimmt und sie durch
einen Zauber rettet. Rosalias ehemalige Bewacherin ist inzwischen zu ihrer
Geliebten geworden und die beiden versuchen nun Kurala zu finden. Die liebt
mittlerweile den ehemaligen Kommandanten der Grenzwache. Doch Kurgh hat größeres
mit Karula vor. Er gibt ihr ein Seelenschwert, dessen Macht mit jeder verschlungenen
Seele zunimmt. Sie soll Gustav vernichten und so für ihn den Weg zum
Tron freimachen.
Rakuun hat oft ein "Krieg der Sterne"-Feeling. Mächtig viele
Unmenschen gehen ihrem gewöhnlichen Treiben im Hintergrund der Bilder
nach und vor allem die Bar-Szenen könnten genauso in Lukas Film gesehen
worden sein. Daneben gibt es noch fliegende Festungen satt. Gewürzt wird
die Story mit einer Menge Sex. Okay, heutzutage kann man verschlungene nackte
Körper in fast jedem Film ab acht sehen, und japanisch korrekt gibt es
weder männliche Geschlechtsteile noch Schamhaare zu sehen. Hie und da
eine Vergewaltigung und die Lesbennummern machen das Repertoire komplett.
Gut in die Geschichte eingebunden tun die Ausflüge ins Erotische auch
nicht wirklich weh.
Was weh tun kann ist das Ende von Drakuun. Der Leser begleitet die Hauptpersonen
bis zum Beginn der großen Schlacht gegen Kurgh. Besonders im dritten
Teil des Buches werden noch einmal mit der Brechstange Figuren in die Handlung
eingebunden, was das Zeug hält. Das führt zu einigen unnötigen
und störenden Brüchen. Auch das Ende scheint ein Notstopp zu sein.
Heroisch, aber leider offen, enden die 660 Seiten, die über zwei Drittel
toll unterhalten konnten. Übrigends soll der Zeichner selbst nicht besonders
glücklich über das Ende der Geschichte sein und immer noch mit einer
Fortsetzung liebäugeln - hoffen wir das Beste.