Feuchte Träume - assoziiert dieser Titel doch erotische Unterhaltung,
vermittelt der neue Moers eher eine bedrückende, furchtsame Vorangst vor der
Geschlechtsreife, treten die besagten Filme des Unterbewusstseins doch vermehrt
in der Mann/Frau-Werdung auf. Dem prä-pupertierenden Jungvolk wird hier die
Lust auf die Lust im Keim erstickt und so der Fortbestand unserer hohen Rasse
gefährdet. Liegt hierin vielleicht der niedere und verabscheuenswürdige Sinn
dieses schwer zu durchschauenden Werkes? Bekleckert es doch die Höhen unserer
geistige Reife mit dem Schmutz kleingeistigen Hinterfragens in fast inhaltsloser
Weise. Keine Lebenslage wird ohne den Verdacht des gewollt Debilen oder Infantilen
gelassen.
Feuchte
Träume ist je kürzer desto härter, je länger um so hintersinniger. Besonders
das Gespräch zwischen Lektor und Autor offenbart die marode Grundeinstellung
des Schöpfers dieser Zeichnungen zum Kulturgut Buch, erbost will man laut
"Gabalah" ausrufen. Sofort erstickt der Schrei, würde man sich doch als Leser
offenbaren. Frauenfeindlichkeit ist noch eher ein Lob, gemessen an den anderen
Lästerungen. Ist dieses Treiben im lang- und triefnasigen Zeichenstil noch
leicht als Schulbank-Beschmutzung abzutun, erlangt die Ungeheuerlichkeit zum
Ende des Buches seinen Höhepunkt. Echte Fotos werden hier mit schändlichen
Untertiteln in den Dienst des Bösen gestellt. Wäre die Zeit der Buchverbrennung
nicht vorbei, Moers würde sich sicher selbst dem Feuer übergeben.
Sprunghaftigkeit wird hier zum Stilmittel erhoben, die Gesetzte
der Kausalität werden verhöhnt und die Welt wird nach dieser Lektüre nicht
mehr die selbe sein. Wehmütig erinnert man sich seiner eigenen feuchten Träume
und sieht, wie sich über den rosigen Glanz dicker Titten der trübe Schleier
des Moerschen Humors legt. Wieder eine sonnige Erinnerung beim Teufel. Zu
allem Übel fordert der Schriftsteller den Leser auch noch auf, sich in seine
sprachlose Schluß-Episode durch Füllens der leeren Sprechblasen mit einzubringen.
Einer raffiniert gemachten Werbung gleich, soll man sich auf das Gelesene
konzentrieren und weiter erzählen. Eine wahrhaft perfide Methode der Indoktrination.