Die Geschichten um JohnDifool waren jahrelang für jeden Comic-Fan
ein Muss! Zunächst natürlich wegen der grandiosen Bilder aus der Feder Moebius
(Giraud). Durch sie wurde man in die Welt des etwas trotteligen Privatdetektivs
John Difool eingeführt, die komplexer als der "Herr der Ringe" und düsterer
als "Bladerunner" war.
Geschickt spann Jodorowsky seine Story. Ausgehend von einer
eher platten und ins Science-Fiction-Genre verlegten Detektivstory á la Humphry
Bogart wurde hier ein Universum voller Sekten, Intriegen und menschlicher
Tiefen aufgebaut, das jeden Leser in seinen Bann zog. So gehörten die 80er
ganz John und seinem Betonvogel, einer Spezies, die Moebius schon in Arzach
vorstellte. Doch im Laufe der Bände wurde die Geschichte immer esoterischer
und wirrer, und viele Fans der Serie hofften auf ein Ende, welches mit dem
sechsten Band "In nächster Nähe" endlich kam.
Die
Figur des ewigen Verlierers im Raumschiff-Milieu war jedoch so gut, dass sie
quasi nach einer Fortsetzung im Stil der ersten Bände schrie. "Wie alles begann"
erzählt die Kindheit John Difools.
Als Sohn einer Prostituierten und eines erfinderischen Diebes wächst er im
Rotlichtbezirk der Schachstadt auf. Sensationsgeile Aristokraten sind die
Einnahmequelle beider Elternteile. Bei einem Fischzug auf einer Party der
Aristokraten wird der Vater gefangengenommen. Der Liebhaber der Mutter zeigt
dem Jungen eine andere Welt. Die Mutanten leben in einem abgesperrten Bezirk
tief unten, nahe dem Säure-See. Hier erfährt er das Geheimnis der Droge Amorin
und verliebt sich in die junge rehköpfige Bantiih.
Eigentlich erzählt dieses Album keine richtige Geschichte. Es
kommt kein Fluss in das dennoch spannende Comic. Es liest sich vielmehr wie
eine Aneinanderreihung vieler kleiner Geschichten. In diesen kommt die Gesellschaftskritik
wesentlich derber und direkter zu Tage, als das in den ersten sechs Bänden
der Fall war. Geilheit und Ignoranz zeichnen die Aristokraten aus, die Buckligen-Armee
ist ohne Führung ein mordender und schändender wilder Haufen und selbst die
ziemlich gut davonkommenden Mutanten sind bestechlich. Es wird keine düstere
Eigenschaft ausgelassen und präzise, teilweise hart in Szene gesetzt. Die
Bilder sind im Stil des großen Vorbildes gehalten. Doch sie treten hinter
der krassen Erzählweise in den Hintergrund.
Der Strich wie die Farbgebung lehnt sich an viele Vorbilder
des franko-belgischen Comics an. So zum Beispiel erscheint der verrückte Professor
aus "Tim und der geheimnisvolle Stern" (Seite 25, letztes Panell) in einer
Massen-Szene.
"Wie alles begann" schwankt zwischen vielen Extremen. Die Liebes-Sequenz
mit Bambi ist herzallerliebst, die Mannwerdung Johns mit dem fetten Weib ist
so derb wie es nur geht und die Metzelei der Buckligen lässt keine Grausamkeit
aus. Obwohl hier keine abgeschlossene Geschichte vorliegt ist dieses Album
als Einzelband lesbarer als jede Manga- oder X-Men-Endlosgeschichte.