Es war einmal, da schossen die Superhelden aus dem Boden wie
Pilze nach einem Frühlingsregen. Damals, als eine wahre Schwemme von Guten
und Bösen sich über die comiclesende Welt ergoss, da war selbige Welt noch
in Ordnung. Doch seit jenen Tagen ist viel Tusche den Weg der eingestellten
Serien gegangen. Heute sind die Verlage vorsichtiger geworden. Das bringt
dem Leser eine überschaubare und vor allem auch finanzierbare Anzahl an neuen
Titel, die man ausprobieren möchte und nun auch kann.
Ash ist der jüngste Spross des Generations-Comic-Labels bei
Marvel Deutschland. Während man noch auf die Nummer zwei des wirklich interessanten
Titels "Aria" wartet, liegt die Nummer
eins des brandheißen Hits aus Amerika vor. Ash heißt im wahren Comic-Leben
Ashley Quinn. Der ist jüngstes Mitglied einer Feuerwehrmänner-Dynastie und
trägt ein dunkles Geheimnis mit sich herum. Das ist ja noch nichts besonderes,
aber als er nach einem Einsatz total verkohlt ins Krankenhaus eingeliefert
wird und noch am selben Abend völlig gesund im Bett liegt, kommt das seinen
Kollegen ziemlich spanisch vor.
In
traditioneller Superhelden-Manier entdeckt der unverhoffte Held ungewohnten
Kräfte und miesgelaunte Supergegner. Stück für Stück wird Ashleys dunkles
Geheimnis gelüftet und Held und Leser erfahren immer mehr über die seltsamen
Kräfte des neuen Sterns am Sprechblasenhimmel. Von der Story her also gute
Hausmannskost.
Der Zeichner Joe Quesada ist kein unbeschriebenes Blatt (sein
Verlag Event Comics leitet gerade mit großem Erfolg die Marvel-Serie "Daredevil")
und seinen Ash hat man mit viel Vorschuss-Lorbeeren bedeckt. Herausgekommen
ist ein eher unspektakuläres Heft. Unkonventionelle Seitenaufteilung ist kein
Novum mehr und auch die knallige, dem feurigen Thema angepasste Farbgebung
ist schön, aber nicht herausragend. Was Ash besonders macht, ist die Eigenständigkeit
des Titels. Queseda ist nicht immer perfekt und passt so nicht in die Reihe
der trendigen, aber immer gleichen Image Publikationen. Ein bisschen gleichen
sich Quesada und Breyfogle (Batman, Prime) in der Fleischigkeit der Bilder
und in puncto Hintergrund hält sich der Zeichner lieber zurück. Trotzdem ist
es erfrischend, wieder einmal ein Comic mit "Gesicht" zu sehen.
Wer das amerikanische Original gelesen hat, wird etwas von der
Stimmung vermissen, die das Comic durch die gelungenen Texte hatte. Tatsächlich
ist es schwer, vom Amerikanischen ins Deutsche zu übersetzten. Meist braucht
man etwa ein Drittel mehr Text, um adäquat dem Ur-Text zu entsprechen. Dass
hier viele Sprechblasen nur halbvoll sind, zeugt nicht gerade von einer Fleißarbeit
des Verantwortlichen. Glücklicherweise wurde meist die Bildhaftigkeit des
Textes übernommen (große und fette Buchstaben für Gebrüll oder die wellige
Grundlinie beim Gesang).
Meckern kann man etwas über die Sparsamkeit des Druckers mit
der Farbe Schwarz, im vorliegenden Heft sind einige Seite grau (wird wohl
nicht bei allen Heften so sein).
Ash ist gekonnt gemacht und erfrischend eigen. Reinlesen!