Jedes Jahr geben sich die Helden des amerikanischen DC-Verlages ein Stelldichein.
Gemeinsam müssen sie ein Problem lösen und erhöhen so die im Sommer traditionell
schlechten Verkaufszahlen der Hefte in den Staaten. So auch 1999. Vom Status
des Comic-Meilensteins, wie es das Ur-Sommer-Cross-Over "Crisis on infinite
Earth" (kürzlich erstmals komplett auf Deutsch bei Dino und immer wieder lesenswert)
sind die Nachfolger leider weit entfernt, aber meistens zumindest nett zu
lesen.
"Das
jüngste Gericht" scheint in vielen Aspekten eine Fortsetzung des 96er "The
final Night" zu sein. Wieder spielt der in Deutschland weitgehend unbekannte
Spectre, der vor allem durch seine nicht mit dem Comic-Code verträgliche Art
der Bestrafung in den Staaten bekannt geworden ist (so verwandelte der grüne
Rächer einmal sein Opfer in eine Kerze, nur um ihm sogleich das Licht auszublasen),
eine entscheidende Rolle. Auch der zwielichtige Hal Jordan, Ex-Grüne-Leuchte
und nun Parallax, taucht wieder auf. Da sich die Helden in dieser Geschichte
in die Hölle wagen müssen, steht ein Wiedersehen mit mehreren verstorbenen
Heroen bevor. Auch das Korps der Grünen Laternen wird kurzzeitig wieder zum
Leben erweckt - Superhelden ohne Ende also.
Dieses Sommertheater soll auch den neuen Serien dienen. Seit
an Seit mit den sich von allein verkaufenden Helden wie Super- und Batman
kämpfen also Stars und S.t.r.i.p.e. und der Starman-Klon Faust. Hauptpersonen
sind aber die magischen Figuren aus dem Hause DC. Phantom Stranger, Zatana,
Dr. Fate, Dr. Occult, Ragman, Madame Xanadu und Blue Devil bilden mit der
alten Grünen Laterne Alan Scott die Sentinels of Magic, und die erleben die
Wiedergeburt des Spectre. Doch bis es soweit kommt, friert erst einmal die
Hölle zu und die Dämonen herrschen über die Welt.
Natürlich darf da auch der Haus- und Hof-Dämon Etrigan nicht
fehlen. Doch der bislang zwar als tückisch aber doch irgendwie als einer der
Guten bekannte Sohn Satans ist hier eher einer der wirklich Bösen, der dem
Oberbösewicht Asmodell immer wieder zu helfen scheint.
Viele der heute bekannten und für ihren persönlichen Stil geschätzten
Zeichner wie Steranko, Sienkiewicz oder Art Adams haben zu Beginn ihrer Karriere
ihre Vorbilder nachgeahmt (das sah besonders bei Sienkiewicz fürchterlich
aus). In diesem Falle wird Mike Mignolas Stil von Matt Smith imitiert. Das
bedeutet viele grobe und eckige Gesichter die stilisiert/reduziert sind. Daran
muss man sich erst einmal gewöhnen. Glücklicherweise ist die Geschichte recht
packend, und man vergisst schnell die Bilder, die mit der Zeit sogar einen
gewissen Charme des Unvollkommenden entwickeln.
Ein Abriss über die in den normalen Heften der einzelnen Serien
erschienenen Geschichten und ein Rückblick über Spectre runden dieses Album
ab.