Nachdem es bei der Comic-Produktion im Carlsen-Verlag im letzten halben Jahr etwas ruhiger
zuging, steht dem Leser ein interessanter Lese-Sommer bevor. Mit dem vorliegenden Band
gibt es schon einmal einen Vorgeschmack darauf.
Frank Le Gall erzählt in "Im Palast des Nabobs" eine ruhige Geschichte um
Intrigen, Verrat und Bestechung. Das Abenteuer spielt im Indien unter französischer
Kolonialherrschaft. Der neue Generalkonsul in einem Indischen Protektorat sieht sich einem
verblendetem Prinzen gegenüber, der seinem verstorbenen Vater zum Gedenken einen
prachtvollen Palast erbauen möchte. Die Interessen seines Volkes oder der
Plantagenbesitzer zählen für ihn nicht, und so macht er sich sehr unbeliebt. So ist es
nicht verwunderlich, wenn es eine Verschwörung gegen den ungeliebten Prinzen gibt. In
dieses Intrigenspiel wird auch Theodor Pussel miteinbezogen. Zudem darf er um das Herz der
Tochter des Konsuls werben.
Fast nebenbei löst sich der Fall, und bei einem letzten Gespräch resümiert Theodor
den Kern der Geschichte: "Jeder einzelne hat sich zu irgendeinem Zeitpunkt in den
Absichten seines Nachbarn getäuscht."
Man muß dem Comic vorwerfen, ein einseitiges Bild jener Tage zu malen. Die Inder
werden vor allem als intrigant und reizbar charaterisiert. Eigentlich sind die
Eingeborenen eher teil des exotischen Umfeldes, als echte Handlungsträger.
Möglicherweise liegt das an der französische Vergangenheit als Kolonialmacht und ein
dadurch etwas anderes Grundverständnis dieses Themas. Allein Prinz Abdul Amsad darf am
Ende seinen Wahn und seine Fehler einsehen und so ein wenig Intelligenz und Menschlichkeit
zeigen. Die Weißen zeigen dagegen die ganze Bandbreite an Charakteren, der Held, der
besoffene Verlierer, dern besorgte Regent und vieles mehr. Dennoch zieht die Geschichte
gerade durch ihre Ruhe in den Bann. Dazu tragen die drehbuchartigen Text-Seiten bei.
Die Zeichnungen sind der Geschichte dienlich und liegen irgendwo zwischen Hergé und
Knubbelnasen-Look mit vielen filmischen Einstellungen. Nur die dunkle Hautfarbe der Inder
stört. Die Mimick geht dadurch verloren und auch die Blitzer (weiße Umrandungen durch
nicht passenden Vierfarb-Druck) sind unschön.
"Im Palast des Nabobs - Teil 2" ist eine ruhige Liebesgeschichte ohne
richtiges Happy-End mit Krimi-Einlage und eine angenehme Abwechslung in einer Zeit voller
schriller Fließband-Superhelden Stor