Die Natur kann schön und grausam sein. Beides führt der vierte Band der History-Mystery Serie „Der Marquis von Anaon“ mit dem Titel „Die Bestie“ in beeindruckend einfachen Bildern vor.
Es beginnt in einem scheinbar verlassenen Dorf. Nahe des geschändeten Friedhofs kauern die verängstigten Bewohner in einem dunklen Raum und kommen erst heraus, als ein Trupp Soldaten das Dorf erkundet. Unter den Soldaten der Held dieser Geschichte. Der hält zwar eine Pistole vor sich, aber schießen lernt er erst später. Doch das wird nicht die einzige Veränderung, die der junge Mann im Laufe der 50 Seiten dieses Comics mitmachen wird.
„Die Bestie“ handelt von der Verfolgung eines Mythos, der die Grenzgegend zwischen Frankreich und Savoyen. Die politscihen Gegebenheiten machen es für die Soldaten nicht einfach, dieser Jagd nachzugehen. Als Händler verkleidet müssen sie sich Banditen erwehren. Hier zeigt sich der marquis von Anaon noch zurückhaltendend und zeit, dass Schießen nicht zu seinen Fähigkeiten gehört.
„Die Bestie“ handelt von der Entwicklung des Marquis vom Beobachter zum Akteuer, der die Zügel in die Hand nehmen kann. Dieser Wandel wird schmerzlich nachvollziehbar erzählt. Zu beginn trägt unser Held das rote Gewand. Möglicherweise steht hier das Rot für Gefühle im Gegensatz zum kalten Blau des Soldatenführers, mit dem er der gefährlichen Bestie nachstellt. Am Anfang nimmt der Soldat den Denker in die Schule, zeigt ihm das Schießen, zeigt ihm, wie man Verantwortung übernimmt. Diese Lektionen nimmt sich der Marquis zu Herzen. Er wird am Ende der Geschichte nicht mehr der Gleiche sein.
Die Bilder von Bonhomme haben immer noch ihren schrägen Charme aus dem ersten Band, können nun aber noch detaillierter beschreiben. Im Kontrast zu den Einzelheiten im Wirtshaus mit den herabbrennenden Kerzen, dem angeschnittenen Käse, den wackligen Hockern, unebenen Krügen, Kuhglocken und den versammelten und verschreckten Dorfbewohnern wirken die grauen Flächen des von Nebel verhangenem Berges wie gemalte Beschreibung der Kälte und der Einsamkeit. Man merkt, wie präzise der Zeichner seine Bilder zusammenbaut. Die im Sonnenlicht stehende Gemse schaut zuerst nach unten rechts, um im nächsten Panel entgegengesetzt von einer Gewehrkugel getroffen zu werden. Als nächstes schockt eine in der Dunkelheit der Nacht spielende Szene der beiden Männer, wie sie sich über das rohe und blutige Fleisch hermachen.