Bei der Fülle an bisher schon verlegten Comics ist es nicht einfach den Leser zu überraschen. In den meisten Mangas geht es um Liebe oder es spritz Blut, Superheldengeschichten waren früher einfach und heute brutal und die frankobelgischen Comics schicken irgendwen in ein klares Abenteuer oder es wird fantastisch.
Aber so einfach sind nicht alle Comics, auch wenn die Ausnahmen manchmal rar gesät sind. Bei dem Titel „Ich bin Legion“ denken gläubige Menschen an die Bibel, ältere SF-Fans an Roger Zelanzny und jüngere Freunde der gezeichneten Wochenendunterhaltung an die gleichnamige Folge der Serie "Die Gerechtigkeits Liga". Aber dieser Comic erzählt eine völlig andere Geschichte. Und die eröffnet sich dem Leser auch erst auf den letzten Seiten. Dabei führt einen der Autor Fabian Nury nicht bewusst in die Irre, aber er schildert immer nur Einzelheiten. So zu Beginn die Flucht eines Widerstandkämpfers am Ende des zweiten Weltkrieges vor den Rumänien besetzenden deutschen Truppen. Keine Angst, auch die Britten kommen in dieser Geschichte nicht viel besser weg. Da gibt es recht harte Mitarbeiter des „Service“, die anscheinend für Millionen Dollar über Leichen gehen. Doch es steckt etwas ganz anderes hinter diesen Begebenheiten.
Fans der Serie Akte X ohne Scheu vor mehr Action sollten sich dieses Album nicht entgehen lassen. Die mysteriöse Geschichte wird intelligent erzählt; beim zweiten Lesen erkennt man eine Menge Hinweise, die man zu erst übersehen hat.
Obwohl hier ein Franzose und ein Amerikaner zusammenarbeiten, liest sich „I am Legion“ eher britisch. Das kommt wegen der europäischen Schauplätze der Handlung und wegen der klaren Bilder Cassadys in eher gebrochenen Farben. Was ärgern kann, ist die Tatsache, dass Hackenkreuze im Film ganz normal sind, in gedruckten Werken aber immer noch zu Konflikten mit dem Gesetz führen können. Also musste Cross Cult mal wieder die Tintenfeder bemühen und Fensterkeuze malen.
Warum am Ende des schönen Bandes ein Bericht über die „Transatlantische Allianz“ auf dem Comicmarkt ganz ohne die Verbindung England-USA und Chile-Frankreich auskommt, oder die Hälfte des Berichtes über das Fehlen der titelgebenden Allianz handelt? Der Band hätte gut auch ohne diese vier Seiten auskommen können. Da hätte ein Bericht über ähnlich gelagerte Geschichten in Film und Fernsehen vielleicht mehr Sinn gemacht, Beispiele gibt es von „Star Trek“ über „Angel“ bis zu Filmen wie „The Hidden“ genug.
Mit so viel Hinweisen auf den Kern der Geschichte fühlen sich nun hoffentlich viele Mystery-Fans angesprochen, dieser Band hat seine Leser verdient und die werden sich freuen, einmal nicht von der ersten Seite an zu wissen, dass der Mörder mal wieder der Gärtner war.