Ein Bild ist ein Bild ist ein Bild – klingt einfach, und ist auch komplett falsch. Glasklar wird es, wenn wir die die Bilder des Briten Don Lawrence in dessen Comic „Storm“ anschauen. Dieser Comic hat eine lange Geschichte in Deutschland hinter sich. Zuerst 1978 in den letzten Heften des billigen Magazins „Kobra“ erschienen, errang der Comic erst zwei Jahre später als drittes Album in der Reihe „Die großen Phantastic-Comics“ bei Ehapa richtig große Beachtung. Dreißig Jahre nach der Erstveröffentlich kommt diese Geschichte nochmal in den Handel – aber wer eine einfache Wiederveröffentlichung erwartet, wird hier eines Besseren belehrt. Warum? Wir listen mal die Unterschiede und schauen, ob sich die Neuauflage für den Besitzer der alten Hefte lohnt.
Auf den ersten Griff unterscheidet sich der aktuelle Hardcover angenehm vom alten Heftchen und auch vom alten Softcover. Aber dieser Vorteil hat auch seinen Preis. Im letzten Jahrtausend begnügte sich der freundliche Verkäufer mit noch nicht ein Mal fünf Deutschen Mark für das Album. Da klingen € 15,80 nach einer 500 % Preissteigerung. Hier greifen wir dem Fazit mal vor und behaupten: Selbst dieser im Vergleich derbe Preisanstieg ist gerechtfertigt.
Legt man Ehapas Schlabberband neben Splitters standhaftes Album beeindruckt die neue Übergröße. Auf den zweiten Blick erfreut das neue Logo der Serie. Das lässt mehr vom wunderbaren Artwork des Titelbildes sehen, denn es ist kleiner als die nun lieblos wirkenden fetten Buchstaben von früher. Zudem hatte man 1980 noch den Schriftzug „Die großen Phantastic-Comics-Band-3“ zu ertragen und einen erdrückenden schwarzen Rand. War das alte Cover stark gelbstichig, kann die neue Produktion mit sattem Kontrast und guten Farben glänzen. Wer noch etwas pingeliger hinschaut erkennt auch, das nun der Himmel ohne störende Flecken auskommt. Zudem sind die Berge nun nach oben nicht abgeschnitten, Storm trifft die bösen Schergen auf dem Titelbild nun – wie in der Geschichte – mitten beim Abstieg und nicht mehr nahe des Gipfels. Eine kleine Korrektur, die Sinn macht.
Der positive Eindruck über die Farbigkeit setzt sich im ersten Panel fort. War damals das Weltall grau/schwarz, ist es nun satt blau/schwarz. Da sieht so ein alter Comic moderner als im Original aus. Das ist aber keine feinfühlige Überarbeitung, für das Splitteralbum hat man alle Originalseiten zusammengetragen und komplett neu eingescannt. Da sieht man, was aktuelle Hardware möglich macht.
Ebenfalls auch schon im ersten Panel: eine der neuen Textboxen. Lawrence hatte alle Seiten ohne Aussparungen für Sprechblasen und Textblöcke gezeichnet. So konnte man die dick umrandeten Kästen etwas aus der toten Positionierung direkt am Bildrand befreien und nun fein abgesetzte Blöcke ein paar Millimeter in das Bild oder über die Panelkanten hinaus platzieren. Auch diese kleine Neuerung macht aus der alten deutschen Lokalisierung mit Holzfäller-Anmutung eine fast schon moderne Comicseite.
Wir sind immer noch auf der ersten Seite, es ist noch nicht Schluss mit den Verbesserungen! Da wäre die neue Übersetzung. Obwohl die neuen Textblöcke sogar kleiner sind als die bei Ehapa, liest sich Storm deutlich frischer und erscheint ausführlicher. Ehapa stellte damals den recht platt klingen Satz „Storms Raumschiff gehört zu den allermodernsten Typen“ recht verloren in die Box. Da liest sich „Das Raumschiff, in dem Storm seine Reise antreten wird, ist ein Meisterwerk der Technik“ von heute schon fast lyrisch.
Und sogar das Wichtigste, die Bilder, sehen anders aus. Die alte und deutlich erkennbar unscharfe Repro ließ Lawrence wie einen Airbrush-Künstler wirken. Splitters Repro, zusammen mit dem nicht ohne Lupe zu erkennendem Frequenzmodulierten Druckraster lassen die unzähligen Bleistiftstriche erkennen, mit denen der Brite seine Farbübergänge erzeugt.
Alle Neuerungen machen aus der Neuauflage eines alten und phantastischen Comics eine Neuentdeckung, denn Splitter hat mit seiner Arbeit natürlich nach der ersten Seite nicht aufgehört. Da machen die zusätzlichen 15 Seiten voller Infos und Artwork eine verdammt runde Sache nur noch runder und der mit kleinen Plastikecken in den Band eingelegte Druck auf der Innenseite des Umschlages ist ein den Preis vergessen machendes Bonbon.
Was sich Splitter da mit dem ersten Band der Reihe „Storm“ für uns Leser und Sammler ausgedacht hat beweist, dort arbeiten Fans guter Comics die jetzt Comics so machen, wie sie sich das schon immer gewünscht haben. Schuber gibt es splittertypisch natürlich auch, eine Figurenedition ist auch schon in der Mache.