Die reinen Fakten – aber dabei kann es hier nicht bleiben:
Überformatiges Hardcover, was man halt von Splitter gewohnt ist. Druck in frequenzmoduliertem Raster für feine Bilder. Mit 54 Comicseiten leichte Überlänge, vor einer zu tief gehenden Story braucht man aber keine Nagst haben, die hält sich eher dezent im Hintergrund. Die Seitenaufteilung ist überwiegend klassisch.
Nun spricht der Mensch mit Augen und dem Hang zum Weiblichen:
Wow, gafer (und danach kommt lange nichts). Die Titelheldin ist perfekt gebaut und hat keine Hemmungen, ihre Reize zu zeigen (es ist natürlich der Zeichner, der hier massig Kurven zeigt – schon klar). Es ist alles vorhanden um an schlüpfrigen Träumen nicht vorbei zu kommen. Wenn man dann endlich ausgesabbert hat, fallen einige Parallelen zum Klassiker „Little Nemo“ auf. Auch hier gibt es einen Jungen, der träumt und fantastische Bilder mit Jugendstileinschlag. Aber damit hört die Verwandtschaft zum großen McCay auch schon auf. „Coraline“ ist deutlich näher an der erotischen Hommage „Little Ego“, nur moderner und opulenter gezeichnet und geradliniger erzählt.
An dieser Stelle muss die Geschichte dann doch angerissen werden, auch wenn man zu schnell zu viel von dem Wenigen an Geschichte verrät.
Coraline bewirbt sich als Gouvernante und muss feststellen, das sie eher als Vergnügungsdame für einen Pubertierenden agieren soll, als dessen Betreuerin. Und ihre Aufgabe scheint sie hauptsächlich in ihren Träumen erfüllen. Im ersten Band verliert sie in zwei Szenarien ihre Kleider. Dabei wirkt weder sie noch der Comic billig. Die Heldin wird als intelligent und selbstbewusst geschildert, die sich auch mit körperlicher Gewalt den Zugriffen ihrer Verehrer zu erwehren weiß.
Der Comic besticht neben den weiblichen Attributen Coralines durch die detaillierten Bilder. Hier entfaltet sich ein Welt voller skurriler Apparate und wunderschöner Landschaften. Steampunk meets Playboy – und das mach Spaß. Auch wenn mal wieder die Frau als Sexobjekt herhalten muss. Dafür sind die im ersten Band gezeigten Männer alle notgeil – was ein ähnlich nerviges Stereotyp ist.
Wer mit der zur Schaustellung von nackten Frauen und wenig Geschichte leben kann, erhält hier wunderbar gezeichnete Unterhaltung und grund genug, der nächsten Träumerei entgegen zu fiebern. Coraline löst mit ihrem ersten Band „Shanna“ als Top-Babe mit Story im Comic ab, weil sie lieber ist, mehr Haut zeigt und die Bilder auch beim wiederholten lesen einfach ein wunderschönes Männer-Märchen erzählen.