Aliens – das ist seit deren ersten Bissen im Kino einfach etwas ganz Besonderes. Band eins der Croos Cult Serie legten wir mit deutlicher Vorfreude auf diesen zweiten Band aus der Hand. Nun ist er da, wider mit einer stylishen Schwarz/Weiss Grafik auf dem Cover und einer Menge Comics. Können Risso und Corben die Mördermaschinen aus dem All so gut aussehen lassen, wie Byrne, Lloyd und Mignola das im ersten Band schafften?
Klar! Comics wie „Vampire Boy“, „Johnny Double“ und „100 Bullets” Zeugen von der grafischen Qualität des Argentiniers Eduardo Risso und mit Richard Corben sehen wir endlich mal wider was vom Altmeister der knubbligen Finger und der dicken Titten. Obwohl Corben immer wieder bei Marvel Spezials zeichnet, ist seine Heimat der Horror-Comic – hier also quasi ein Heimspiel für den Amerikaner, der in Magazinen wie „Eery“, „Creepy“ und „Bizzare Sex“ seinen Ruf als Gruselspezialist begründete.
Der Comic beginnt mit einer Kurzgeschichte rund um Kinder, die ihren Unglauben teuer bezahlen. Mal wieder werden Unschuldige Opfer der Aliens und der Machtgier. Das ist nicht schlecht, schon gar nicht schlecht gezeichnet, aber auf Dauer doch etwas ermüdent.
Risso zeichnet auch die Comic-Adaption des vierten Teils der Kinofilm Reihe. Auf 44 Seiten erleben wir eine rasante Flucht, auf der filmtypisch die meisten Flüchtenden auf der Strecke bleiben, heroische Selbstaufgabe und der verdiente Tod von Feiglingen/Bösewichtern/machtgierigen Strippenziehern unausweichlich inbegriffen. Im Comic sieht der Alien/Mensch Hybrid nicht ganz so lächerlich wie im Kino aus – aber wo ist die Story? Verwundert schaut man sich vielleicht noch mal das Ganze auf DVD an und bemerkt, da war irgendwie keine.
Ganz anders kommt dann „Alchemie“ von Arcudi und Corben. Hier hat jede Seite mehr Charakterentwicklung als der Comic zum Film zusammen. Natürlich geht es auch hier um Macht und Ohnmacht – das bleibt wohl bei einer omnipotenten Bedrohung nicht aus.
Rachel lebt auf einer Welt, die zwischen Industrialisierung und gottesfürchtiger Reaktion gefangen ist. Ein vor langer Zeit gestrandetes Raumschiff ist mittlerweile eher ein Mythos geworden, nur der religiöse Führer hat eine Karte, um zu dem Raumschiff und seinen die Gemeinschaft vielleicht rettenden Waffen zu kommen. Wird Rachel rechtzeitig die Macht des an seiner Macht hängenden Legats überwinden?
Corben ist seit langem wieder so knubblig wie in seinen frühen Tagen, erlaubt aber seinen Frauen auch mal normal große Brüste zu haben. Was oft wie kindlich einfache Bilder aussieht, transportiert eine Vielzahl an sichtbaren Emotionen und unterstreicht so die gut erzählte Geschichte.
Vor allem der Gegensatz der Filmumsetzung und „Alchemy“ macht den Unterschied zwischen Film und Comic deutlich. Während der Film durch Action und Effekte betäuben kann, muss ein Comic mehr bieten. Da kann man dann gleich mal die alte Frage aufwerfen, ob Comics zu teuer sind: Wenn eine DVD € 15,00 kostet, ist das okay; wenn ein Comic – mit mehr Story aber weniger Effekten – einen Euro mehr kostet, kann das nicht zu viel sein.
So ist Aliens 2 nicht nur ein unterhaltsamer Comic, sondern auch ein wunderbares Lehrstück über das Besondere des Medium Comic.
Warum auf dem Backcover der britische Künstler Dave McKean hervorgehoben wird, ist ungewöhnlich. Zwar hat der Schöpfer vieler hervorragender Sandman-Coverbilder die beiden Titelbilder der Filmumsetzung zu diesem Band dazu beigetragen, die sind aber nur stark verkleinert und eben ohne Farbe abgebildet, also eigentlich vernachlässigbar. Aber das nur so nebenbei.