Captain Atom? Atom war der kleine Mann, der durch die Telefonleitung reisen konnte und den kannte nicht jeder, aber wer ist Captain Atom? Ah, das war der eher unbekannte Held, der sich in den Batman/Superman Heften im Supi/Bat-Roboter geopfert hat. War heroisch, aber wer hat den schon vermisst? Wie auch immer, hier ist er wieder und er besiegelt die Wiedergeburt des in „Crisis on infinite Earths“ eigentlich zu Grabe getragenen Multiversums. Mit den wiedergeborenen unzähligen Erden wird nun auch die Welt der Wildstormhelden offiziell in das Universum von Superman und Co. eingeführt. Nach acht Jahren bei DC werden Jim Lees Helden nun also amtlich Gefährten der JSA, der JLA, der Legion der Superhelden und der ganzen restlichen Metawesen des kleineren der beiden großen amerikanischen Verlage.
Wir Leser erfahren das durch Captain Atom, der durch die Explosion am Ende seines Selbstmordkommandos im Wildstorm-Universum wieder aufwacht. So wandelt einer der guten Helden alten Schlages nun in der Welt der neuen auch mal bösen Helden, die von den normalen Menschen gefürchtet werden. Aber unser alter Held sieht anders aus. Statt des silbernen Outfits nun in Gold mit roten Kreisbahnen über den ganzen Körper – Moment, das kennt man doch irgendwoher? Genau, so sah der Captain in Kindom Come aus, als er in den Reihen der bösen Helden um Magog kämpfte. Was will uns das sagen? Keine Ahnung. Was man sehen kann, ist der wunderbare Zeichner Camuncoli. Den konnte man schon in dem völlig untergegangenen Comic Bonerest bewundern, nun also in einem über 200 Seiten dicken Superhelden-Epos der meilensteinartigen Art.
Camuncolis Bilder sind flach, etwas grob, mal etwas in Richtung Karikatur, dann wieder in alter Superheldentradition – sollte man gesehen haben. Die Farben sind perfekt, die Hackekreuze retuschiert und auch die alternativen Coverabbildungen enthalten. Wenn nun noch die Story gut wäre, müsste man diesen Band allen Superhelden-Fans ans Herz legen.
Und die Story ist klasse! Selten konnte ein so marketing-gerechtes Crossover, hier wird schließlich ein ehemaliger Konkurrent ins DC Universum nach fast einem Jahrzehnt eingegliedert, so überzeugen. Was bei Marvel mit dem Ultraverse völlig in die Hose ging, macht hier richtig Spaß! Neben der gelungen Gegenüberstellung alter Superheldenkost mit mutigen und guten Helden und den neuen harten Helden gibt es auch auf den Punkt akzentuierte Pointen. So klopft ein Superheld mal eben an das Fenster des kilometerlangen Raumschiffes eines anderen Helden. Das ist so gut gemacht, dass man voller Lust die alten Image-Hefte rausholt und noch mal nachliest, wo Marvel die Ideen zu seinen MAX-Titeln geklaut hat.
Was dem Band fehlt, ist eine Einführung in das Wildstorm-Universum. Von Image bis zum Verkauf an DC, von Gen13 bis zur Authority – da ist doch schon ganz schön was passiert. Das alles muss man zwar nicht wissen, würde aber für Einsteiger einiges verständlicher machen. Aber auch so ist „Capatin Atom – Armageddon“ ein super Lesevergnügen zwischen Old School und aktueller Superheldenkost. Und eine Liebesgeschichte ist es auch noch.