Bob Morane, das ist eine der späteren Science-Fiction Serien des legendären Zack Magazins, eine sehenswerte Trickfilmserie, die bei uns in Deutschland völlig zu Unrecht im Kinderprogramm lief, eine TV-Real-Serie, 200 Bücher, 80 Comicalben und dem draufgängerischen Helden widmete die führende New Wave Band Frankreichs Indochine einen Song. Bob Morane ist ein Trivialliteratur-Phänomen – aber nicht bei uns.
Trotzdem hat der sympathische Mann, der sich mit Schmugglern und Zeitdieben rumschlägt auch deutsche Fans. Einer der Ersten ist Mark O. Fischer, Chef des Comic-Verlages epsilon. Und er lässt es sich nicht nehmen, die Comics des späteren Zeitagenten Bob Morane zu produzieren. Zuerst brachte er vor knapp zwei Jahren den ersten von Vance gezeichneten Band als Softcover raus. Nun scheint die Zeit reif für die so genannten Integrale oder Sammelbände. Drei Geschichten in einem Band mit Hardcover-Umschlag und ein paar redaktionelle Seiten. Das machten schon Asterix und Umpah-Pah so, Isnogud und vielleicht Storm werden es auch so machen.
In Band eins „Atome und Drachen“ begegnen uns drei Wiederveröffentlichungen. „Die Atomschmuggler“ gab es wie schon geschrieben bei epsilon, „Die Söhne des Drachen“ gab es 1990 bei Feest und dann die Geschichte, mit der im Zack alles begann: „Operation Schwarzer Ritter“. Die Seiten sind neu gelettert, zu Grunde liegt die Übersetzung des Feest-Verlages von Walter Tempel. Deutlich besser als bei Feest ist das Kunstdruckpapier. Der leichte Glanz des Papiers und das stärkere Schwarz verleihen den Bildern mehr Kontrast, was vor allem den Weltraumsequenzen der letzten Geschichte sehr gut tut.
Interessant sind die einleitenden Seiten über das Phänomen Bob Morane. Hier wird vom großen Erfolg der Figur in Belgien und Frankreich berichtet. Was leider fehlt, sind die Titelseiten der Alben, die neue Geschichte beginnt ohne Trenner nach der letzten Seite der Geschichte davor. Das ist verwirrend. Man hätte mehr Seiten in den Band machen können, was das Projekt verteuert hätte, oder die redaktionellen Seiten für die Titelblätter nehmen können, aber die Extra-Information macht mehr Spaß als die Titelblätter. Mals sehen, wie das im nächsten Band gelöst ist.
In den hier veröffentlichten drei Abenteuern kann man sehr schön die Entwicklung des Zeichners Vance beobachten. Im ersten Teil ist er noch sehr statisch. Die Gesichter sehen noch etwas leblos und austauschbar aus. In Teil zwei wird der Zeichner lebendiger. Vor allem die Hintergründe werden detaillierter. Er wagt sich mehr an dynamische Perspektiven und seine Gesichter bekommen immer mehr seinen eigenen Stil. Damit werden sie aber auch einheitlicher, was eines von Vance Stilelementen werden wird. Seine klar gezeichnete Technik, wie beim Motorboot schon zu sehen, wird ein weiteres Merkmal seiner Bilder werden. Das gipfelt in der außerirdischen Technik des dritten Teils. Hier wird auch die Farbgebung weniger plakativ.
Epsilon kündigt seine Reihe als „zeichnerisch und inhaltlich chronologisch“ an. Das bedeutet, zuerst richtet sich Mark O. Fischer nach der Original-Veröffentlichung. Bei Geschichten, die inhaltlich vor diesen Alben spielen, schiebt er diese zwischen die chronologische Reihenfolge ein. So werden in Band zwei die ersten Geschichten mit dem gelben Schatten, der Bob und seinen Partner Bill später auch in die Zukunft entführen wird, sein. Die sind von Coria gezeichnet. Danach wird es dann mit Geschichten von Vance weitergehn.