Dieser Comic hinterlässt so manchen Eindruck, dass der Beginn einer Rezension darüber schwer fällt. Comics haben viele Aspekte, eines ist die Nähe zum Film. Ex Machina ist fast schon eine Fernsehserie.
Aktuelle TV-Shows haben eine groß angelegte Hintergrundstory, Action und natürlich was fürs Herz. Ein bisschen Mystery darf nicht fehlen und aktuelle Themen wie der 11. September und Homoehen kommen auch ganz gut. Alles das bietet Ex Machina und durch die vielen Dialoge kommt auch beim Lesen ein TV-Feeling auf.
Mitchell Hundred hat nach einer Begegnung der zweiten Art die Kraft, mit Maschinen zu reden. Nicht wie der Normalsterbliche, der flehentlich und meist vergeblich den DVD-Spieler zur Herausgabe der streng limitierten Sonderedition seines Lieblingsfilms überreden möchte – die Maschinen hören auf Mitchell Hundred der sich in seiner Rolle als Superheld „The Great Machine“ nennen lässt. Ein kurzes „Ladehemmung“ und der auf ihn gezielte Revolver lässt seine Kugeln bei sich, ein „Licht aus“ und das Tête-à-tête kann in die romantische Phase gehen.
Aber Mitchell bekommt die philosophische Ader seines Autoren zu spüren und erkennt, dass man neben der Sache immer den Menschen im Blickpunkt haben muss oder wie er eine Architekten-Weisheit zitiert, dass nicht die zu bauende Brücke wichtig sein, sondern die Menschen, die sie benutzen. Und so hängt Mitchell sein ziemlich lächerliches und TV-taugliches weil gut nachbaubares Kostüm an den Nagel und wird Bürgermeister.
Das bringt das unvermeidliche politische Ränkespiel mit sich. Um dem Verdacht, schwul zu sein und nur deswegen Homoehe zu befürworten, zu entgehen, trifft er sich fast öffentlich zu einem Date mit einer Reporterin. Die fühlt sich so ausgenutzt später natürlich zu Handgreiflichkeiten gezwungen und der zusehende Bodyguard gibt dem aufkommenden „Das ist das echte Leben“-Feeling mit seinem Kommentar „das hattest du echt verdient“ noch mehr Kraft.
Nebenbei werden auch die Akte X-Fans gut bedient. Was hat das seltsame Zeichen auf dem Artefakt, welches Mitchell seine Fähigkeiten verlieh, mit drei Morden in der U-Bahn zu tun? In diesem Zweig der Story wird es verdammt blutig.
Es ist faszinierend, wie gut diese Geschichte die unterschiedlichen Handlungsstränge verbindet. Zu Beginn sind die beiden Zeitebenen verwirrend, aber so gewinnt auch die Mystery-Schiene eine menschliche Komponente und verdichtet die Story.
Selbst für Neueinsteiger ist dieser Band sehr gut lesbar, die Hintergrundstory wird im Vorwort gut zusammengefasst und die Langsamkeit vieler Story-Elemente lässt auch diese mehr als hundert Seiten Comic „nur“ eine, dafür aber eine in allen Aspekten toll lesbare Geschichte erzählen, die man kurz zusammenfassen könnte. Dabei würde natürlich die Finesse verloren gehen, mit der Ex Machina erzählt wird – also lieber selber lesen, als sich mit einer Zusammenfassung begnügen.