Superhelden-Cross-Over mit nachhaltigen Effekten auf die beteiligten Serien sind nichts Neues, das der eine oder andere Superheld seine Identität preisgibt/preisgeben muss auch nichts - das passiert so häufig, wie emotionslose Halbvulkanier heulen - und das Captain America mal nich nach der Pfeife der Regierung tanzt auch nicht. Da gabs die Legends, Spideys unzählige Demaskierungen, die Identity Crisis, Caps Episode als Captain - Innovativ ist was Anderes. Aber dennoch wird das aktuelle Großereignis im Marveluniversum als wirklich lesenswert gefeiert - warum?
Liegt es vielleicht am genialen Design der Civil War Cover? Alle Titelbilder sind in der unteren Hälfte einfarbig, das Marvel-Logo ist hier statt wie üblich ganz links oben positioniert. Die öbere Hälfte der Seite ist einem Bild passend zur Serie vorbehalten. Der Schriftzug Civil War verbindet beide Hälften. Das sieht einfach klasse aus und ist mit Abstand besser als die All-Star Cover des DC-Verlages von Top-Designer Chip Kidd.
Oder sind es die Top-Zeichnungen des Kanadiers Steve McNiven. Seine Seiten wirken ruhig und sauber, ein wenig Nobles im Stil von Barry Windsor-Smith, eine ruhige Seitenaufteilung, viele Details und wechselnde Perspektiven ohne zu große Sprünge machen seine Arbeit spektakulär, was durch die dunkle Colorierung im Air-Brush-Stil unterstrichen wird - ein absoluter Hingucker.
Vielleicht ist es auch dieser Rote Faden, der sich auch bei DC durch die letzten großen Cross-Over zieht. Marvel baut hier auf der Haus of M Story auf. Nachdem die Scarlet Witch die Herrschaft der Mutanten beendete, wurde für die Regierung die Gefahr durch die Superhelden bewusst - da haben die Amis aber mal wider ein bisschen gepennt ;0). Nun will auch die Öffentlichkeit über ihre Beschützer Bescheid wissen, was auch in die aus alten X-Men Heften bekannten Hexenjagden ausarten kann. Also beschließt die Regierung, dass alle Superhelden sich quasi in den Dienst des Präsidenten stellen müssen. Wer sich weigert, wird von einer SHIELD Spezialeinheit verfolgt. Selbst der immer so um seine Geheimidentität so besorgte Peter Parker sieht das ein, und demaskiert sich auf einer Pressekonferenz. Aber das sehen nicht alle Helden so wie Spider-Man. Allen vorran ist es Captain Marvel, der die Fahne der persönlichen Freiheit hochhält und Meta-Dissidenten um sich schart.
Ist es ein Zeichen der Zeit, dass alle Storys, die ernstgenommen werden sollen einfach brutaler sind als früher? Warum müssen die nichteinsichtigen Helden, allen vorran Speedball, mit der groben Kelle lernen, dass die Regierung auch böse werden, kann, wenn es die Autoren so wollen. Etwas mulmig wird es dem mitdenkenden Leser da schon, wenn Gefangene misshandelt werden - sollte es zumindest. Aber die Geschichte entwickelt sich ja noch, man darf gespannt sein.
Gute Bilder, gutes Design und Spannung, das bekommt der Leser. Wer nur die Hauptserie liest, kriegt wie immer bei den großen Cross-Over Geschichten nicht alles mit. Warum hat Spidey plötzlich ein rotes Kostüm? Zumindest packt Panini Deutschland die wichtigesten Nebenserien „Front Line“ und „Accused“ mit in die Mini-Serie. Wer mehr Civil War haben will wird in den nächsten Wochen gut bedient, Panini bringt mehrere Exclusiv-, Sonder und Mosterbände zum Thema raus, Kriegsfreunde werden also recht umfangreich bedient.