"Spaceship Eden" heißt der neue Seyfried und er erscheint bei Carlsen. Dank
der Logistik des großen Verlages wird man das neue Album des deutschen Altvaters der
links-politischen Sprechblasengeschichten ohne große Mühe fast überall erhalten
können. Kein langes Suchen nach aufgeschlossenen oder linken Buchhandlungen mehr.
Der Plot ist einfach und bietet viele Aufhänger, in kleine Nebenhandlungen
abzuschweifen: Das ökologische Gefüge der Erde ist am Ende, so beschließen die Reichen
und Mächtigen auf einen anderen Planeten auszuwandern. Das gewöhnliche Volk bleibt
verlassen und führerlos auf dem Schrottplaneten zurück. Bald gibt es keine Verwaltung
mehr, kein Geld, nichts zu Essen und - am allerschlimmsten - kein Fernsehen mehr!
Dieses Machtvakuum schreit geradezu nach neuen Führern. Der Leser darf den Aufstieg von
Hitlof Adler (!) miterleben. Während die Anarchos versuchen, die Massen zu mobilisieren,
stehen sie dabei den bereits mobilisierten Massen im Weg. Natürlich kriegen die Bösen
ihr Fett weg und alles endet in Harmonie - wäre da nicht das letzte Bild.
Die
Geschichte ist als eine Reihe von inhaltlich miteinander verbunden Einseitern konzipiert.
So darf man sich auf kurz pointierte Späße freuen, gelegentliche Sprünge und Brüche in
der Handlung bleiben aber auch nicht aus. Der neue Seyfried pocht wieder auf die alten
Klischees, Gut und Böse sind meist eindeutig verteilt, "Starship Eden" ist aber
wesentlich versöhnlicher als die alten Sachen.
Besonders die Landschaftsbilder sind richtig idyllisch.
Nett sind der Gastauftritt von Fat Freddy von den Freak Brothers und die Hommage an
Andreas C. Knigge.Das Lettering und die Raster sind unruhig. Das gibt dem Album ein bißchen
Independent-Feeling, einen Hauch von Nostalgie, ist aber nur durch niedrige
Produktionskosten sinnvoll zu erklären. Im Vorwort wird die Zusammenarbeit von Seyfried
und Ziska als er zeichnet, sie colorierte
beschrieben. Dennoch wirken einige Seiten typisch Ziska (beispielsweise "No Dope!").
Egal.
Netter Spaß mit politischen Touch und einigen Seitenhieben. Ein Hauch Underground
Berlin.
Hie und da haben sich einige Hackenkreuze eingeschlichen, dieses Album steht also kurz
vor der Indizierung, sollte die deutsche Rechtsbarkeit ihre dogmatische Haltung bei der
Abbildung nationalsozialistischer Symbole - wohlgemerkt nur bei links-inhaltlichen Comics
und nicht bei Kohle-schwangeren USA-Massen-Kino-Produktionen (okay, eine Wiederholung,
leider nicht nur in den Parnass Rezensionen, sondern auch in der Realität) beibehalten.
In diesem Falle würde aber, wie schon so oft, nur die Reputation der extrem dämlich
dargestellten Neo-Irgendwasse geschützt.