Der grüne Goliath ist wieder unterwegs. Alleine auf der Flucht vor allen, die ihn als Hulk jagen oder an das Geheimnis seiner großen Kraft wollen. Er zeigt also Verantwortung und sucht sein Heil in der Einsamkeit. Da kann er auch seiner Trauer um seine Frau Betty frönen. Aber seine Verfolger sind ihm immer noch auf der Spur.
In Hulk – Abomination erleben wir eine sehr dunkle Story. Nichts Dämonisches, die wahren Monster sind sehr menschlich. Es ist eigentlich eine Agenten Story. Nichts ist wirklich so, wie man zu erst annimmt. Es ist auch recht weltfremd, dass die Unbekannte den streunenden Bruce mit offenen Armen in ihr Bett einlädt. Und der Titel verrät es schon, ein weiteres grünes Monster wird eine wichtige Rolle spielen, auch wenn nicht ganz die, die ihm angedacht ist. Und auch die beiden Agenten S-2 und S-3 sind nicht ganz die, die sie zu sein scheinen. Zuerst befreien sie aber Abomination. Der soll den Hulk besiegen, um so ungefährlich an sein Blut zu kommen. Aber wie kann man einen seelenlosen Mörder kontrollieren? Und im Hintergrund werkelt Mr. Blue, der dem Hulk ja immer wieder scheinbar hilft.
Im Laufe der 140 Seiten wechseln die Akteure von scheinbar Gut nach scheinbar Böse und zurück. Verrat ist auf jeder Seite zu finden und mancher Traum erweist sich als Albtraum. Zum Schluss gibt es die erwartete Monsterprügelei und die Bösen kriegen deftig in die Fresse. Aber das ist nur das eher superhelden-normale Ende einer agenten-undurchsichtigen Geschichte.
Die Zeichnungen von Deodato sind klasse. Nicht auffällig, sondern angenehm zurückgenommen. Die Bilder lassen der Geschichte viel Platz. Die Seitenaufteilung ist klassisch schlicht. Und wie in den guten Akte-X Folgen beherrschen Schatten die Zeichnungen. Nicht die harten Miller Schatten, eher die plastischen Corben Schatten. Das passt hervorragend zur undurchsichtigen Geschichte.
Die im Sex-Shop um sich ballernde Oma ist natürlich viel jünger als sie aussieht, aber für einige Momente eine Überraschung. Und die unbekannte Stimme im Hintergrund gibt es diesmal gleich auf beiden Seiten. Der Drahtzieher hinter der Abomination Befreiung bleibt ein Mund auf einem Bildschirm genauso wie Mister Blue. Was den Gelegenheits Hulk Leser verwundern wird, ist seine Stärke als Bruce. Dass er als Hulk immer mal wieder intelligent ist, daran hat man sich ja irgendwann einmal gewöhnt, aber jetzt kann er als hosen verlierender Bruce dem bösen Grünen so aufs Kinn geben, das der sich in die nächsten Hauswände bohrt.
Das Ende der Geschichte ist fast versöhnlich. Es gab einige Tote, die Identität von Mr. Blue wurde geändert und Bruce geht wieder lächelnd in die Wüste.
Eine lästerliche Frage bleibt dann aber doch: Warum zieht sich Bruce den Gürtel aus, als er in den Kampf geht? Seine Hose geht eh bei der Verwandlung drauf und auch der Gürtel hätte den Hulk sicher nicht behindert, der wäre nämlich gleich mit kaputt gegangen. Aber Hulk bleibt ein Action Comic, auch wenn es sich bei dieser Geschichte wieder einmal nicht um die mittlerweile selten gewordene 08/15 Superheldenklopperei handelt.