Science Fiction – wie sieht die Zukunft aus? Viele Geschichten mit Raumschiffen und Laserschwertern lassen vergessen, das in der Genre-Bezeichnung das Wort Wissenschaft steckt. Planets geht nur einen kleinen Schritt in die Zukunft. Der Mond ist kolonialisiert und die Menschheit ist immer noch in ihren kleinen großen Problemen gefangen. Dennoch ist der Mars in greifbare Nähe gerückt und wieder stehen Großmächte und Menschen mit unterschiedlichen Bweggründen hinter dem Traum, einen fremden Planeten zu entdecken.
Planetes ist die Geschichte von Hachimaki. Er ist ein junger Astronaut und arbeitet als Schrottbeseitiger im erdnahen Orbit. Das ist ein harter Job und nur Menschen mit außergewöhnlichen Motiven arbeiten hier. Einer davon ist Hachimakis Kollege Yuri. Er verlor bei einem Unfall einer Weltraumfähre seine Frau. Seit dem sucht er im Weltall nach den Überresten seiner Geliebten.
Schon hier zeigen sich die beiden Hauptstränge der Geschichte: Die Technik und die daraus resultierenden Probleme bei der Erkundung des Weltalls und auf der fast gegensätzlichen Seite der Mensch mit seinen Ängsten, Wünschen und Fehlern. Wie es im Manga so der Fall ist, ist Hachimaki kein makelloser Held. Immer wieder vergeht er in Selbstmitleid und Zweifel. Da gibt es den Vater, der sich einen Scheiß um unseren Held kümmert. Doch da beide am Flug zum Mars beteiligt sind, kreuzen sich ihre Wege immer wieder. Im zweiten Band taucht Tanabe auf. Sie ist in Hachimaki verliebt und hilft ihm immer wieder mit teils drastischen Mitteln, seinen Weg weiter zu gehen. Einmal rettet sie ihm sogar das Leben.
Doch nicht alle Menschen sehen den Weg zum Mars als ein erstrebenswertes Ziel. Gibt es nicht auf der Erde genügend Probleme zu lösen? Wäre das Geld nicht besser genutzt, wenn man damit den Hunger bekämpfen würde? Terroristen machen den Astronauten das Leben schwer. Doch auch die Bombenleger haben so ihre Probleme. Wieder einmal zeigt ein Manga uns europäischen Lesern, dass die Welt nicht in beruhigendem schwarz/weiß gemalt werden muss. Die Terroristen werden von konkurrierenden Konzernen gesponsert. Und die ideologisch motivierten Anschläge treffen dann immer die Investitionen der Gegenseite. Nicht abwegig und der Idee der Science Fiction, der wissenschaftlich belegbaren Zukunftsschilderung, neben der Darstellung von Raumschiffen und Raumanzügen eine nicht unbedingt neue, aber viel zu selten gesehene Bedeutung gebend.
Planets begrenzt die Utopie der wunderbaren „2001 Nights“ (1995 bei Carlsen) Serie auf den erdnahen Weltraum und erweitert die damals sehr unterkühlt erzählte Thematik mit der nötigen menschlichen Komponente. Manchmal stört die übersteigerte Mimik Hachimakis. Aber das ist ein Stilmittel des Manga und sollte als solches erkannt und beachtet werden. Für uns Europäer sind nicht alle Aktionen nachvollziehbar – aber lag da nicht schon immer der exotische Reiz von Samuraifilmen?