Wow – das ist fett! Unbedingt anschauen! Fett, fett, fett! Uli Oesterle am Rande des Wahnsinns. Hector Umbra ist der coole Großstadtmensch. Mitten zwischen urbanem Strandgut lebt der malende Kotelettenträger ein Hippieleben. Seltsame Freunde wie den DJ Osaka und dem schnorrenden Frantisek stören eher in der Überlebenskapsel mit dem Fernseher auf ein paar zusammengenagelten Brettern und dem ewig leeren Kühlschrank. Doch Hector muss sein Schneckenhaus verlassen, den Osaka legt das erste Mal groß auf. Also THC betäubt in die echte Welt zu den Selbstdarstellern und den coolen Sprüchen. Und wie es das Gesetz der Comics vorschreibt, läuft plötzlich alles aus dem Ruder. Osaka verchwindet und Hector muss bei seinen Nachforschungen feststellen, dass er seinen Freund nicht gekannt hat. Er begibt sich auf die gefährliche Reise ins Jenseits, nur um ein paar auf die Nuss zu kriegen. Und da sind noch die üblichen Stadt-Monster: Die Wachturmverkäufer, die leidensgeilen Journalisten und die Typen mit den offenen Schädeln.
Oesterle zeichnet den halbautomatischen Wahnsinn irgendwie zwischen McKeever und Clerce. Kontrastreiche tertiäre Farben, die schon fast popig wirken, füllen die groben Strichzeichnungen. Denoch Details die erzählen: Der Plattenladen an dessen Tür Veranstaltungsplakate hängen, das nüchterne und leergeräumte Appartement von Osaka, die Hippie-Wohnung von Hector mit dem vollgemüllten Küchentisch. Die Comicauswahl übrigens bemerkenswert: Stray Bullets, Strapazin (da war Oesterle auch schon drin), Autoroute du Soleil, From Hell – gehört alles in die wohl sortierte Comic Bibliothek!
Neben der Grafik und der Story macht sich bei diesem Comic die Sprache als tragendes Element bemerkbar. Wo die meisten Übersetzungen einen künstlichen/ordentlichen Eindruck hinterlassen, ist Oesterles Sprache authentisch. Cool, überheblich und lebendig. Liest man leider nur selten. „Du solltest dich mit rehäugigen Grazien umgeben, nicht mit der Aura von Verderben. [...] Für derlei Geschöpfe benötigt Osaka eine ausführliche Betriebsanleitung“. So die gekürzte Unterhaltung zwischen Hector und Osaka – als stünde man in der Szene-Kneipe hinter den Beiden. Gott sein Dank ist das Deutsch – dankeschön dafür.
Das Comic selber ist so toll, es verschlägt dem Rezensenten glatt die Sprache. Bitte nicht anhand der knappen Rezension auf ein Comic Leichtgewicht schließen, Hector Umbra sieht schrägt/toll aus, liest sich unterhaltsam und hat mehr Inhalt als vermutet.
Wer mehr über Oesterle und dieses Comic wissen möchte, kann sich das Interview (RealPlayer-Stream) mit ihm anhören. Entstanden auf dem Comicfest München 2003 ist es in der Parnass üblichen ungeleiteten Drauflos-Art – reinhören! Uli Oesterle über seine Comics, die deutsche Comic-Szene und natürlich über Hector Umbra.