Jedes Starpazin-Heft ist etwas besonderes. Diesmal nehmen uns die Schweizer mit nach Portugal. Warm, von der restlichen Welt abgetrennt, das Armenhaus Europas, aber im Winter auch kalt. In kurzen Essays liest man von der Eigenart der Portugiesen. Sie lieben Fussball – aber nicht alle. Eigenartig? Es fängt jedoch erst einmal mit Frankreich an. Angoulême überleben heißt saufen – das lernt der Comic-Interessierte über das französische Sprechblasen-Festival. Danach eine perfekte Story. Ein bisschen erinnert sie an Baru oder andere Große – hätte auch im Pilote erscheinen können. Für Strapazin fast schon zu perfekt, zu lesbar und das auch noch mit Pointe.
Dann endlich Portugal. Die Comics sind Stippvisiten in fremden Leben. Clarisse möchte nicht umziehen, ein alter Feind schenkt ihr eine alte Kette und ein alter Mann hält die Straßen sauber, die einstens der Olivenhain seines Vaters waren. Fast scheint es, als wäre das alles, doch nach den Essays ist es mehr – politischer und persönlicher.
Afrika ist Portugal nahe – so vermittelt es die nächste Geschichte. Die Zeichnungen afrikanisch grob – diese Eigenart haben schon viele Künstler geraubt –, dafür leicht erzählt mit dem Thema "Die Frau als Ware". Widersprüche zwischen Art und Inhalt. Strapazin halt.
Doch weiter. Die Politik macht Angst, oder ist es die eigene Vergangenheit, die diesen Geheimdienstler der entmachteten (Ohn)Macht verzweifeln lässt? Der Strich ist fast amerikanisch – das Ende uneindeutig. Man fängt an, diese anderen Geschichten zu lieben.
Solo ist seltsam, genauso wie Belly, das erinnert aber wenigstens an Bekanntes aus dem amerikanischen Untergrund. So weltfremd kann Protugal nicht sein oder sind es unvermeidbare, vieleicht sogar in den menschlichen Genen liegende Notwendigkeiten, die Ähnliches sich parallel entwickeln lässt?
Irgendwie wie "Lovecraft": Eine Operndiva lässt sich einmauern – warum? Das erklärt der Strip nicht. Will er bestimmt auch nicht - der will den Leser nur ärgern.
Weiter gehts von Portugal nach Österreich. Die kurzen Streifen über den Mann, der im Schlafsack im Sessel lebt, sind Auszüge aus einem dickeren Buch – "Readers Digest" lebt.
Und natürlich die Werbungen. Die Rückseite fast ein eigenes Kunstwerk. Da werden Werbepartner zu Partnern der Kunst und Werbung ohne Sex oder übertrieben Witz zum Kunstwerk. Da lacht keine Welt oder Fritz Egner drüber, weil es ist einfach besser.