Ist der Ärmelkanal zu eng? Ja warum ist denn der brutale Kerl
namens Judge Dredd schon wieder da? Zum mindestes vierten Mal versucht der
dreiste Brite den deutschen Comic-Leser von sich zu überzeugen.
Nach den ersten Rohrkrepieren gibt es diesmal schon die Nummer
vier - Respekt! Und das bei diesem eigenwilligen Charme und dem total englischen
Humor des Heftes. Apropos Heft, wie jedes Egmont/Fleetway Comic erscheint
Dredd im kleinen Album-Format mit Karton-Umschlag.
Diesmal gehte es um "Death Aid" - Sterbehilfe. Ein
Club hirnkranker Jäger mit einem noch krankeren Presi ruft zur Menschenjagd
auf. Wer die meisten Morde am 1. Januar begeht wird Schützenkönig. Das englische
Schmankerl: Für jeden Mord muss bezahlt werden und der Erlös wird für Waisen
gespendet. Leider kommen nicht nur BSE-gefährdete Hirne auf solche Gedanken,
aber auf der Insel kommt so etwas augenscheinlich häufiger vor.
Dredd
ist kein freundlicher Bulle, aber er ahndet Gesetzesverstösse wo es nur geht.
Egal ob Parksünder oder Raubmörder, alle spüren seine Härte des Gesetzes -
und die ist wirklich hart! Der Erfolg der Serie im Mutterland ist schwer zu
erklären. An den Zeichnungen liegt es jedenfalls eher nicht. Weder der durch
seine "Dark Empire"(Krieg der Sterne)-Geschichte bekannte Kennedy noch Ezquerra
haben die saubere Qualität, die man von den den deutschen Markt überschwemmenden
amerikanischen Produktionen her kennt. Aber das scheint ein Markenzeichen
von Dredd zu sein. Egal ob Bolland oder der sonst eher klinisch saubere Higgins,
immer ist Judge irgendwie schmuddelig. Dadurch kommt aber auch eine ganz bestimmte
Stimmung auf, die wunderbar zu den oft abgedrehten Storys von Größen wie Ennis
(Hitman), Wagner oder Grant passt.
Judge Dredd ist nicht für Weicheier, ein gutes Maß an Gewalt
sollte man schon vertragen können, wenn man eines seiner Hefte aufschlägt.
Ohnehin haben diese Geschichten neben der ordentlichen Action immer eine Handlung.
Dredd ist eine ständige Anklage gegen rohe Polizeigewalt und die wenigsten
Storys verzichten auf die vielen Seitenhiebe, mit denen unsere reale Gesellschaft
traktiert wird. Wer gerne Comics liest anstatt sie nur durchzublättern, sollte
das Image-Heftchen mal beiseite legen, und dem Engländer eine Chance geben,
denn Judge Dredd (wie alle Fleetway-Titel) sind das Gegenteil von Image: Grobe
Zeichnungen und Storys mit Inhalt und Action statt sauberer Bilder die weitgehend
von jeder Handlung befreit sind.