Der selbe Titel, aber ein ganz anderer Comic. Bei Dinos dickem Taschenbuch
handelt es sich um die Umsetzung des Anime-Kinofilms. Die Story ist in den
Grundzügen die gleiche wie im Manga,
aber das Art-Work unterscheidet sich drastisch. Der Film ist wesentlich später
entstanden und nicht zuletzt deshalb wirkt er und seine Comic-Adapotion frischer
und lebhafter als das Original.
Liest man den Manga "Ghost in the
Shell" am Stück, werden die vielen Brüche im Spannungsbogen
deutlich, die in der üblichen Veröffentlichung als Fortsetzungsgeschichte
keine Rolle spielten. Hier hat das Comic zum Anime klare Vorteile: Es kann
der ausgeklügelten Dramaturgie des Films folgen.
Auch
die Bilder sind glatter und moderner. Shirows Bilder sind oft verspielt und
wirken durch die vielen kleinen Striche ungenau. Hier nun sind die Filmbilder
flächiger und ruhiger. Viel Detail geht dadurch verloren, aber alles
wirkt wie aus einem Guss. Der Film wirkt seltsamer weise realer als das Manga-Vorbild.
Liegt es vielleicht daran, dass uns Konsumenten mittlerweile Bilder á
la "Blade Runner" oder "Dark Minds" schon vertraut erscheinen?
Oder ist es die Figur der Major Kusanagi, die hier nicht mehr als Sex-Bombe
mit überirdischen Proportionen, sondern als eher harsche Weiblichkeit
geschildert wird? Egal ob Sexbombe oder Mannweib, sie ist immer noch auf der
Suche nach dem Geist im Menschen.
Damit wären wir auch schon bei der Story, die für den Film drastisch
gekürzt wurde. Das war auch bitter nötig, den im Comic kann man
nochmal zurückblättern, im Film bietet sich keine zweite Chance,
das Gesehene zu verstehen; aus diesem Grund mussten einige Passagen ganz entfallen
und einige Verflechtungen gehen nicht mehr ganz so tief wie im Original. Das
beschleunigt natürlich die Story und lässt mehr Platz für Action.
Aber der philosophische Ansatz kommt auch im Film, und damit auch in der Comic-Adaption,
nicht zu kurz. Das wird den einen oder anderen Leser möglicherweise verwirren.
So viel Tiefgang hat man von einem Trickfilm nicht erwartet. Man muss sich
bei diesem Comic konzentrieren, und das fällt beim Vorurteil Manga nicht
ganz leicht.
Dino zeigt der deutschen Verlagslandschaft, wie man Comic-Adaptionen präsentieren
kann. Carlsen hatte mit Prinzessin Mononoke
schon eine tolle Umsetzung im Programm, aber "Ghost in the Shell"
übertrifft die Vorgabe der Hamburger bei weitem. Dino bringt ein größeres
Format. Dieses Taschenbuch kommt im von Panini etablierten Manga-Delux-Format
mit Schutzumschlag und deutlich größeren Seiten als bei einem gewöhnlichen
Taschenbuch. Das erlaubt größere Bilder, was die Filmvorlage auch
von der Qualität her bietet. Alle Bilder sind scharf und brilliant. Auch
beim Preis macht "Ghost in the Shell" eine gute Figur, knappe dreißig
Mark für 250 Seiten ist fair.