Ein dickes Ding! Panini setzt die Messlatte für gute Trades ein bisschen
höher. Papier und Karton sind bei den Nicht-mehr-nur-Marvel-Machern besser
und fester, und das erhöht die Lebensdauer. Aber es ist ja nicht nur
das buchbinderische Handwerk, das bei einem Comic stimmen sollte.
Die amerikanische Vorgabe:
Die Comic-Götter im Land der Atomraketen und der Fleisch-Brätlinge
mit Ketchup und weichem Brötchen lieben es manchmal pathetisch. Alles
sollte eine Spur größer, heldenhafter und wichtiger sein als es
gut tut. "Ein Akt Gottes" gehört in diese Klasse.
Auf einen Schlag gibt es keine Superkräfte mehr. Superman kann nicht
mehr fliegen, Flash ist lahm wie eine Schnecke und Green Lantern lernt auf
die harte Tour, wie man Schläge kassiert. Warum? - Das wird nicht näher
erklärt: Es passiert halt. Hier geht es darum, wie man mit Verlust umgehen
kann. Superman zum Beispiel isoliert sich total und weint mehr als Götz
George. Green Lantern will es nicht wahr haben und explodiert schließlich,
vergisst den Selbsterhaltungstrieb und endet siegreich, aber tot.
DC
versucht sich mal wieder mit einem auf Psychologisch getrimmten Comic. Natürlich
bleibt es oberflächlich, denn es muss massentauglich und verkäuflich
bleiben. Tiefer schürfende Sachen wie Maus oder Cerebus erzielen zwar
immer wieder gute Kritiken, aber leider keine hohen Verkaufszahlen. Trotzdem
ist der Ansatz gar nicht schlecht geraten. Wie wird man mit Gefühlen
fertig? Das lernt man leider nicht in der Schule. Aber wo sollte man es dann
lernen. Viele Menschen haben immer mehr Freizeit aber immer weniger Sinn in
ihrem Leben. Der Boom der Psycho-Sekten ist hierfür ein Symptom in einer
nach Inhalt suchenden Gesellschaft. Da ist jeder Denkansatz willkommen.
Aber dieses Comic bleibt ein Action-Comic. Es bleiben ja die Helden, wenn
auch ohne Superkräfte: Batman, Steel, Blue Beetle und die Anderen. Sie
müssen nun in die Bresche springen und die Morgenluft schnuppernden Bösewichter
in die Schranken weisen. Klar, dass in so einer Situation Lex Luthor nicht
weit sein kann. Er stattet die Schurken mit seiner Technologie aus, um so
die Weltherrschaft zu erringen. Nebenbei versucht er dem Phänomen der
Superkräfte auf den Grund zu gehen. Ohne Rücksicht auf Menschenleben,
wie das Atom feststellen muss. Einige Ex-Helden gehen bei Batman in eine harte
Ausbildung und versuchen "normale" Helden zu werden.
Aber selbst in diesem Elseworld-Abenteuer gibt es zum Schluss einen Hoffnungsschimmer
auf Superhelden-Action: Der Sohn von Superman und Wonderwoman hat glühende
Augen und lässt sein Spielzeug durch die Luft fliegen.
Die Zeichnungen von Georg Freeman sind auf hohem Niveau und haben sogar einige
Höhepunkte. Ganz zum Schluss begegnen sich der Martian Manhunter und
Superman unter einem Baum und das Lichtspiel der Blätter erinnert angenehm
an Al Wiliamson. Da vergisst man gerne die gelegentlichen kleinen Patzer in
Punkto Proportion.
Die Umsetzung ins Deutsche:
Übersetzungen sind Paninis Stärke nicht, aber man kann damit gut
leben. Die Verarbeitung ist wirklich klasse und verdient ein Lob. Knappe dreißig
Mark sind ein harter Brocken, aber man bekommt dafür eine Menge Comic
- geht also auch in Ordnung.