Die Serie Jeremiah von Hermann spielt nach der großen Katastrophe, dem dritten
Weltkrieg. Die Überlebenden versuchen die neue Wildnis urbar zu machen. Jeremiah reist
durch diese Welt, zuerst auf der Such nach seinen verschleppten Verwandten, später mit
wechselnden Motiven. Seine Reise bringt ihn immer wieder in Kontakt mit isoliert lebenden
Gesellschaften, die ihren Weg in der postapokalyptischen Welt gefunden zu haben glauben.
Meistens sind diese neuen Gesellschaftsformen von alten Übeln wie Neid, Fanatismus oder
dem Glauben an den Übermenschen befallen. Denn der Krieg hat viel zerstört, die
Abgründe des Menschen aber nicht. So hält Jeremiah und sein treuer, aber manchmal
eigensinniger Freund Kurdy unserer Welt den Eulenspiegel vor, und das auf spannende und
grafisch ausgefeilte Art.
Im vorliegenden 20sten Band "Söldner" decken die Freunde den wahren Grund
für die Wiederinbetriebnahme einer Mine auf. Mitten in der Wüste verheißt die Arbeit im
Bergwerk ein Leben mit einem vollen Bauch und etwas Geld in der Tasche für die Huren und
den Alkohol; genug für viele, die katastrophalen Sicherheitsbedingungen und etliche
Arbeitsunfälle in Kauf zu nehmen. Aber wie hängt der Bibelverkäufer, der auch schon mit
dem Verdealen von Drogen an Kinder sein Geld verdiente, oder die mit Kriegselefanten und
MG-Wagen ausgestattete Räuberbande mit der Geschichte zusammen?
Hermann hatte anfangs mit glatten Farbflächen, die
durch Schraffuren Räumlichkeit erlangten, die Welt nach dem dritten Weltkrieg gezeichnet.
Nun sind die groben Schraffuren einer pastellartigen Colloration gewichen. Eher im Stil
der Spanier wie Fernandez oder Gimenez erzeugt Hermann nun Tiefe. Besonders das Lichtspiel
in den zerknitterten Kleidern verlockt zum reinen Schauen. Viele Details (beipielsweise
die Fliegen um das Paar Romeo und Julia oder der Abfall rund um den Toiletten- Papierkorb)
verleihen den Bildern zusammen mit den stimmungsvollen und nie zu kräftigen Farben einen
Film-Effekt.
Die Sex-Szenen sind für die Story nicht wirklich wichtig, geben der Geschichte aber
einen "Comic-für-Erwachsene"-Touch. Der Dialag auf Seite eins: "Was ist
jetzt Schatz? Machen wir fertig? Ich hab noch mehr zu tun" zeigt aber deutlich, daß
"Söldner" auch keine reine Fleischbeschau werden wird.