Eine der beeindruckensten Superhelden Geschichten hat sein Ende gefunden. Um es vorweg zu nehmen: Wer die vier Hefte der unter dem Marvel-Knights-Logo erschienenen Daredevil Heft noch nicht hat sollte sie sich besorgen!
Was als Fantasy/Mysterie-Thriller begonnen hat, endet hier überraschend leise. So reißerisch, wie die Geschichte begann, so sentimental aber schlüssig endet sie. Dabei ist kein Bruch im Fluss der Geschichte zu spüren; eine der Stärken dieser vier Hefte. Mysterio ist der Schurke, der für das ganze Teufelszeug verantwortlich ist, das den roten Helden mit den Hörnern die letzten drei Hefte verfolgt hat.
Bei der Darstellung des Schurken haben die Herren Smith und Quesada ein Glanzstück abgeliefert. Selten wurde eine Person so tief gezeichnet wie hier. Mysterio, der Schurke mit dem Goldfischglas auf dem Kopf, ist durch die Nebelchemikalien an Lungenkrebs erkrankt. Ein ebenfalls diagnostizierter Gehirntumor lässt die Lebenserwartung des hinter schwedischen Gardinen sitzenden noch schlechter werden. So gezeichnet wird er aus der Haft entlassen. Doch sein Leben lang arbeitete Mysterio an seinen großen Auftritten, sein Ende soll auf keinen Fall unspektakulär bleiben. Sein Erzfeind die Spinne ist aber gar nicht mehr er selber, nur noch ein Klon (Bis sich die Götter bei Marvel mal wieder was neues für Peter Parker oder Ben Reilly einfallen lassen). so sucht er sich einen anderen Gegner: Daredevil. Vom Kingpin erhält er alle Informationen über Matt Murdock.
Aufbauend auf der religiösen Erziehung Matts schmiedet der Todeskandidat einen teuflischen Plan, bei dem Menschenleben keine Rolle spielen. Die notwendigen Morde begeht und schildert Mysterio er mit psychopatischer Ruhe, die man der Figur abnimmt.
Der letzte Teil der Geschichte kommt mit sechs Seiten Action aus. Smith hat mehr Wert auf das Danach gelegt. Die Trauerfeier für Karen, Daredevils Geliebte (bei der auch Stan Lee [mittlerweile ja nicht mehr bei Marvel tätig] anwesend ist), Foggys Haft und dessen Trennung von Liz, Daredevils Selbstzweifel (ein zwar gern genommenes Klischee bei Marvel, hier aber recht gut gemacht) und sein weiteres Verhältnis zu Black Widow. Klar gibt es ein Happy End, und Daredevil schwingt sich schlussendlich wieder über die Dächer der Stadt, aber bis dahin hat man eine stimmige Geschichte hinter sich, die es nur selten im Superhelden-Genre zu lesen gibt. Dazu noch Quesadas Bilder – Nuff said!
Das im Heft erwähnte Cyber-Comic (animiertes Comic im Internet) war leider nicht mehr zu finden, aber es gibt drei neue Serien unter der Rubrik Cyber-Comics bei www.marvel.com.