Der Metabaron ist eine der prägnantesten Figuren aus den "John
Difool"-Geschichten, die vor allem durch die Zeichnungen von Moebius (Giraud) bekannt
geworden sind. Sind die Alben von Moebius eher metaphysisch geprägt, was wohl dem Genuß
bewustseinsverändernder Pilze durch den Zeichner zuzuschreiben ist, haben die Geschichten
um die Vergangenheit des Geschlechts der Metabarone den Charakter eines fernöstlichen
Epos.
Im mittlerweile vierten Band erleben wir die ungeheure Wut betrogener Väter, die
selbstlose Hingabe einer Frau an ihre Bestimmung, ungezählte namenlose Opfer gewaltiger
Raumschlachten, den Fall eines Ordens, und die Geburt des mächtigsten aller Metabarone:
Eisenhaupt. Jodorowsky spielt die Stilmittel des Japan-Epos voll aus, wobei insbesondere
die Gewaltszenen noch überzeichnet werden. Das wird durch die sehr organische Art der
Bilder von Gimenez noch betont, was zu wahren Blutorgien führt. Man merkt schon beim Durchblättern,
die "Metabarone" sind keine Fortsetzung der John Difool-Alben.
Obwohl im selben Universum angesiedelt, wird mit den
gleichen Personen eine ganz andere Geschichte erzählt. Die Parallelen zur Verfilmung
Frank Herberts "Wüstenplanet" von Dino de Laurentis sind nicht zu verleugnen.
Nicht nur das Kastensystem und die fast allmächtige, von Frauen geführte Shabda-Oud
Sekte sind deutliche Referenzen an Herberts Wüstenwelt, auch die zuweilen dreckige und
nicht mit Schockeffekten sparende Bildsprache ist eine Huldigung des Films. Die
Darstellung der mitunter pompösen Schauplätze und die Massenszenen erinnern ebenfalls an
deLaurentis.
Die beiden Roboter, welche die Rahmenhandlung der Alben bilden, stellen sich so
tollpatschig an wie Dick und Doof; R2D2 und 3CPO lassen grüßen. Sogar die galaktischen
Krämer aus "Valerian und Veronique"
tauchen kurz auf, und tragen zur Entspannung der harten Story bei. Zusammen mit dem Drang
zur Selbstzerstörung im Sinne eines höheren Zieles und der
Unbeirrbarkeit/Unbelehrbarkeit verbitterter und enttäuschter Machtträger entsteht ein
Bild, das eher die antiken Mythen beschreiben.
Die bereits erwähnte konsequente und schonungslose Darstellung der Gewalt - platzende
Schädel, abgetrennte und blutüberströmte Gliedmaßen, Exekutionen - verhindert die
uneingeschränkte Empfehlung dieses Albums. Besonders die rituelle Vergewaltigung Odas
durch ein heiligens Monster und die Enthauptung eines Säuglings indizieren, den Verkauf
dieses Bandes an Minderjährige zu unterbinden.
Der virituose Umgang mit verschiedenen Stilelementen beweist die narritiven Qualitäten
Jodorowskys. "Die Urgroßmutter" endet mit einem Cliffhanger, wie er spannender
nicht sein könnte: Der Sohn tritt dem Vater gegenüber, um mit dessen Tod
traditionsgemäß seine Stelle einzunehmen.