Das ist ein starkes Stück Comic, das der Verlag mit der Schachfigur
im Logo (nein, nicht Dark Horse und auch nicht Defiant) da rausgebracht hat.
Schon nach der ersten Geschichte weiß man, dass starke Geschichten keine Farbe
brauchen.
Atzenhofer führt mit krakeligem Strich durch die Abgründe der
Seele. Wie kank muss man sein, um sich solche Geschichten auszudenken? Irgendwie
sieht der Texter Michael "Mille" Möller dem Anti-Held der ersten Geschichte
ziemlich ähnlich. Haben auch ihn hänselnde Mitschüler zu Mord-Phantasien getrieben?
Dabei ist von ihm nur die letzte Geschichte. Die anderen sind aus der Feder
des etwas verschlagen dreinschauenden Rochuds "Robi" Hahn - oder erscheint
der Gesichtsausdruck erst so negativ, wenn man seine Storys gelesen hat?
Die
Titelstory handelt von einem mittelmäßigen Chirurgen. Eines Tages verliebt
er sich in die Frau eines Notfall-Opfers. Wie kann er das Herz der Schönen
erringen? Zuerst muss der Gatte weg. Dazu "vergisst" er ein Skalpell im Bauchraum
seines Patienten. Doch ein Metalldetektor auf einem Flughafen vereitelt den
Plan. Statt einer Anzeige erwartet den Liebestollen die Güte des Opfers und
eine Einladung zu einem Segeltörn samt williger Küchenhilfe. Aber nichts kann
die Augen des Chirurgen von der hübschen Frau seines Gönners ablenken; so
wird der Urlaub eher zur Qual als zu Wohltat. Ein zufälliges Gespräch seines
Chefs auf dem Golfplatz mit dem Arzt, der das Skalpell wieder aus dem Bauch
entfernte, kostet ihn seinen Job. Doch wieder hilft ihm der Mann seiner Angebeteten.
Er legt ein gutes Wort für den Schnipller ein, woraufhin ihn das Deutsche
Rote Kreuz bittet, den Leidenden in Jugoslawien zur Hilfe zu eilen. Dort begegnen
sich die drei wieder. Nach einem Bombenangriff vergeht sich der Arzt an der
komatösen Frau seines Mentors. Nach einem verdienten Fußtritt bleibt der Arzt
mit den Trümmern seiner Seele allein auf dem Schlachtfeld Jugoslawiens
zurück.
Die in der Zusammenfassung eher künstlich wirkende Geschichte
wird durch die unperfekten Bilder Atzenhofers äußerst glaubhaft.
Immer die menschliche Unvollkommenheit visualisierend, dringen die düsteren
Bilder tief in den Lesenden ein und lassen ihn auch so schnell nicht mehr
los. Darin liegt die Stärke dieses Albums. Jede Geschichte ein anderer Schlag
auf das Gemüt. Nur "Der Teufel" hebt sich durch seine rein auf die Pointe
hinführende nette Geschichte im Fantasy-Milieu ab.