Batgirl ist das bessere Spidergirl!
Okay, da haben die Leute bei DC vielleicht etwas bei Marvel spioniert und
den Erfolg der Spidergirl-Seie versucht zu kopieren, aber wenn das Ergebnis
so stimmig ist wie in diesem Fall, verzeiht man die marktpolitischen Hintergründe
gerne.
Warum ist Batgirl das besser Spidergirl? Dazu blicken wir erst einmal zurück
auf die junge Netzwerferin. Mit frechem Witz und unverdorbener Naivität
hauchte sie dem immer wieder langatmig werdendem Sprechblasenmarkt wieder
Leben ein. Endlich konnte man einem Superhelden beim Erwachsen werden über
die Schulter schauen. Das war ja schon bei ihrem Vater, der Spinne, das Erfolgsrezept.
Bei DCs neuester Mantelträgerin ist das genauso. Zum ersten Mal sah
man ja das neue Batgirl im Time Warp III
(das den Leser durch die falsche Reihenfolge der Geschichten [Heft 57 spielte
noch vor Heft 55] verwirrte). In Mark of the Kain durfte man schon mal einen
Blick auf die namenlose Killerin werfen, die nun die Fledermaus auf der Brust
trägt. Im vorliegenden ersten "Batman präsentiert" Heft
darf man sich an den erste vier Heften der Serie erfreuen.
DC geht einen Schritt weiter als Marvel. Batgirl hat eine besondere Vergangenheit.
Als williges Werkzeug des Profikillers Kain wurde Batgirl unter Ausschluss
jeden sozialen Kontaktes herangezogen. So kann sie (vorsicht Comic-Logik)
Körpersprache lesen und so Bewegungen schon im Ansatz erkennen. Doch
irgendwo in diesem Killer steckt auch ein kleines Mädchen, dass seinen
Platz in dieser Welt finden muss. Diesen Platz erkämpfen fiele ihr leicht,
doch sie muss ihn finden, und Batman ist ihr harter Lehrer. Die Mutterrolle
übernimmt Barbara Gordon, das alte Batgirl - Entschuldigung, das erste
Batgirl.
Auf 96 Seiten verwöhnt dieses Comic mit den vom Graffiti-Stil beeinflussten
Stil Damions Scotts. Das jugendliche Flair der Bilder passt hervorragend zur
Story. Viel Schwarz, viel Schatten, nicht immer anatomisch korrekte Figuren
die aber, wie schon oben erwähnt, stimmig sind. Hier ein Schuss Quesada,
da ein paar Manga-Speedlines - eine klasse Klasse für sich. Und da überrennt
Batgirl Spideys Tochter, die besonders im Grafischen enttäuschte.
Zwei Wehrmutstropfen zum Schluss: Das Heft endet mit einem Cliff-Hanger.
Batgirl in einer gefährlichen Situation. Nachdem sie das Lesen gelernt
hat, verliert sie scheinbar ihr Gespür für die Körpersprache
und unterliegt in einem Kampf gegen eine unbekannte. Wie es weitergeht? Panini
hat Einsicht und bringt die nächsten Hefte schon nächsten Monat
heraus.
Das zweite Negative ist die Übersetzung (ein altes Thema). Gutes Glück?
Das ist kein mir bekanter deutscher Ausdruck und sieht nach einer Computer-Übersetzung
von Good Luck (einfach nur "Glück") aus. Schneidet sie!? Cut
her fordert Batman die Bösewichter bei einem Test für Batgirl auf
- Verletzt sie (... mit dem Messer). Aber die Story und die Bilder sind so
gut - Zähne zusammen beißen und durch.