Daniel Torres neuester Band heißt "Der Engel von Notre-Dame". Bisher war man von Torres Serien "Rocco Vargas" und "Opium" reißerische Action
und monumentale Bilder einer Welt im Retro-Look mit meist verquerer Logik
gewohnt. Ist es das Alter, welches die meisten Menschen zur Ruhe kommen lässt?
Der Engel von Notre-Dame ist ruhig, die Bilder aufgeräumter
und flächiger. Auch fehlt die Figur des selbstherrlichen Helden, der vor keiner
Gefahr zurückschreckt und immer gewinnt. Das heißt nicht, dass hier keine
gewaltige Schlachten gefochten werden, nur der Ton ist ruhiger und klarer
geworden.
Die Story: Das Imperium ist alt geworden und die jungen Völker
der äußeren Planeten wollen an die Macht. Beim Kampf um die Hofwelt der Herrscherfamilien
wird die gesamte Familie der Huygensburger ausgelöscht, nur ein kleines Mädchen
wird vom Priester Rosenkranz in letzter Sekunde in Sicherheit gebracht.
Dreihundert
Jahre später liegt ein kleines Sternentor Namens Notre-Dame verlassen und
vergessen irgendwo im weiten Weltall. Da taucht plötzlich eine Kapsel mit
einem kleinen Mädchen an Bord auf, und schon überschlagen sich die Ereignisse.
Piraten, Imperiale und Kaisertreue liefern sich eine große Schlacht und das
Ende des Tages erlebt den Beginn einer neuen Zeit für die Völker des Alls.
Torres bleibt bei seinen alten Tugenden: Science-Fiction vermengt
mit höfischem Intrigantentum und einem Schuss Esoterik. Eine mundende Mixtur
die auf 90 Seiten einen Hauch Erol Flynn in das Genre trägt. Am Beeindruckensten
ist die Figur des Wächters gelungen. Ein Flair von geheimen Wissen umlagert
den alten Mann, der vom Äußeren an die Aimisch erinnert. Aber da kannte Torres
ja noch nie Berührungsängste - klauen da, wo es gut ist und zur Geschichte
passt.
Der Wächter besitz Wissen, nach dem die Priester schon eine
Ewigkeit suchten. Das kleine Mädchen entpuppt sich als die von Rosenkranz
gerettete Prinzessin und greift entschlossen zu den richtigen Mitteln, um
die rivalisierenden Gruppen zu befrieden. Sie heiratet den Prinzen der jungen
Völker und Ruhe kehrt in die Galaxis ein.
Die Zeichnungen sind nicht mehr so vorhersehbar, wie man dass
bei Torres gewohnt war. Zuerst befremden die vielen leeren Stellen den Fan
von Rocco Vargas und Opium.
Über die Aufmachung lässt sich nur Gutes berichten. Hardcover, Schmutztitel, Fadenheftung - alles vom Feinsten. Die Skizzen des Zeichners als Einleitung bilden einen netten Apparativ und runden das äußerst positive Gesamtbild dieses Bandes ab.