Es gibt einen neuen Blueberry, und fast möchte
man sagen "Endlich reitet er wieder!", doch das tut er
eigentlich nicht. Mister - seit Band 33 nicht mehr "Leutnant"
- Blueberry liegt nämlich rekonvaleszent im Bett und wird von
der schönen Dorre ver- und gepflegt. Totgeglaubte leben eben
länger. Doch seine Verletzung macht den Helden weichherzig; so
gibt er bereitwillig dem Drängen eines Schriftstellers nach und
erzählt diesem, wie es zu der Freundschaft zwischen Blueberry
und Red, dem Kutscher, gekommen ist. Nebenbei überfallen die
Clantons einen Geldtransport und schieben alles den Indianern in
die Schuhe. Beide Handlungsstränge bringen den Indianer-Häuptling
"Geronimo" ins Spiel, dessen Namen auch den Titel des
nächsten Blueberry-Abenteuers gibt, der schon sehnlichst
erwarteten Fortsetzung dieses Albums.
Blueberry ist das wohl langlebigste und
gleichzeitig qualitativ beste Werstern-Comic, das es heute noch
gibt. Wieder einmal war es das Magazin "Zack", das den
gutherzigen und sich selten waschenden Bewohner des Wilden
Westens dem deutschen Leser präsentierte.
Maßgeblich für
den Erfolg dieser Serie sind die hervorragenden und detailreichen
Zeichnungen von Jean Giraud, dem Freund der Science-Fiction auch
als Moebius bekannt. Glücklicherweise hat Giraud seinen
plakativen Stil bei John Difool gelassen und ist wieder zu seinem
mit Kleinigkeiten gespickten erzählerischen Zeichenstil
zurückgekehrt.
Im Wilden Westen von Giraud herrscht ein
unfreundliches Wetter. Oft regnet es und das diffuse Licht taucht
alles in einen grauen Schleier. Nur das Licht des Lagerfeuers
vermag es, dem Szenario einige warme Flecken zu geben. Die
sandigen Straßen verwandeln sich in Schlammtrassen quer durch
eine unwirtliche Landschaft, in der man sich nie sicher vor
Indianern oder Wegelagerern weiß.
Anders als in vielen amerikanischen Western-Filmen
werden hier die Indianer nicht als das personifizierte Böse
dargestellt (siehe den Indianer-Zyklus), schließlich ist Giraud
Franzose und muß sich nicht für den Völkermord an den
amerikanischen Ureinwohnern rechtfertigen. Dummheit, Gier und
Bosheit ist kein Vorrecht einer Volksgruppe.
So bleibt es spannend, wie die Indianer auf den
Überfall der Clantons reagieren. Sicher geben die Rückblicke
Blueberrys Einblicke in die Hintergründe. Das ist auch eine
Stärken der Blueberry-Storys. Neben der für Western typischen
Action wird eine dichte und stimmige Geschichte rund um Menschen
und Schicksale erzählt, sodaß die Actionszenen logische
Entwicklungen sind. Giraud spart nicht mit Blut, Leichen und
Gewalt, jedoch nicht zum reinen Selbstzweck wie bei Liberatore
(Ranx Xerox).
Für Freunde von guten Zeichnungen und guten
Storys ein Muß!
Eine Übersicht über alle Blueberry Abenteuer
gibts unter http://www.geocities.com/Paris/Metro/9030/bluep.html.
Vielen Dank an Lothar