Die Berliner rund um den "Die Ärzte"-Schlagzeuger haben sich
das Grauen und die Blutlust auf die Fahnen geschrieben. Der Top-Titel des
Verlages ist "Faust" - eine Orgie von Brutalität und Sex. Dabei
soll Faust auch noch eine Geschichte haben, aber wen interessiert das schon?
Den gewöhnlichen Faust-Leser sicher nicht. Faust ist eine amerikanische
Lizenz-Produktion. Und genau damit hören die Berliner bald auf. Wegen
der schlechten Umsatzzahlen steigt EEE aus dem Lizenz-Geschäft aus. Auch
die schon hoch gelobten "Hellboy"-Comics sind davon betroffen -
schade.
"Extrem"
heißt das Magazin voller Blut aus dem Hause EEE. In der Nummer sieben
ist eine schräge Mischung unterschiedlich guter Storys zu finden. Den
Beginn macht der dritte und letzte Teil der "Blut"-Geschichte. Ordentliche
Zeichnungen im realo-Stil voller sinnloser Metzel-Szenen. Sogar die Story
ist hirnlos. Einfach schlecht. Die Extrem-Achterbahn nimmt den Leser dann
mit einer "Mignola"-Story ganz mit nach oben. Hier wird die absurde
Story zum Stilmittel erhoben. Erinnert nicht nur wegen der groben Bilder an
alte Underground-Zeiten. Rusty Razorclam ist mit seinen sieben Seiten das
Highlight des Heftes. "Heimkehr" ist eine derbe Böse-Buben-Story
nach amerikanischem Muster in deutschen Landen. Was im Film oft peinlich in
die Hosen geht, klappt hier richtig gut. Nette Pointe mit "Punisher"-T-Shirt
- Lesenswert! Die letzten Seiten bringen "Prima Ballerina" von Christian
van Alster und Daniel Alles. Wären die Namen nicht so typisch deutsch,
man könnt dieses Comic für eine Kurzgeschichte des DC-Labels "Vertigo"
halten. Abgedrehte Story um ein kleines Mädchen ohne Beine mit ekligen
Eltern, die es einem am Ende der Story so richtig warm werden lassen.
Wäre nicht dieser Mist "Blut" könnte man Extrem richtig
empfehlen. Dabei spricht sich der Leserbriefonkel deutlich gegen Gewalt im
realen Leben aus: "EEE ist ein Comicverlag und keine Zuflucht für
hirnlose Amokschützen". Aber wer liest schon die Leserbriefe und
nimmt das, was der freundliche Dr. Tiefsterwinter da schreib, so richtig ernst?
Besonders angesichts solcher Titel wie "Faust" oder "Melting
Pot"? Klar, diese Comics bieten grafisch einiges, aber der Inhalt ist
zumindest diskussionswürdig. Aber gerade beim Thema Reflexion versagen
die erwähnten potentiellen Amokschützen.
Jetzt kommt von der Stammtisch-Ecke schon wieder der Ruf nach Indizierung
und Verbrennung. Danke für diese stumpfsinnigen Kommentare. Verbote wirken
für die sowieso rebellische Jugend nur interessant und Gewalt ist ein
Bestandteil des menschlichen Seins. Das ist nicht schön, aber nicht wegzudiskutieren
oder wegzuverbieten. Gewaltdarstellung weckt Emotionen und mit denen muss
man umgehen. Da aber genau das kein Teil der öffentlichen Erziehung ist,
bereitet so etwas Probleme. So bleibt am Ende dieser Besprechung nur mal wieder
das Resumee, dass wir in den Schulen das Falsche lernen und dass dieses Problem
in unserer Gesellschaft wie ein Krebsgeschwür wächst und wächst
und wächst.