Bergfest! Die auf je zwölf Hefte angelegten Mini-Serien "Die Fantastischen Vier", "Die Rächer", "Iron Man" und "Captain America" haben die Nummer sechs erreicht. Nachdem die "Nicht-Mutanten" im Kampf gegen Onslaught von dieser Welt gegangen sind, erwachten sie in einer Parallelwelt zu neuem, aktualisiertem Leben. Viele bekannte Details bleiben erhalten, vieles ist neu (siehe dazu auch die Rezensionen zu den Einzelheften: Iron Man, Die Rächer, Die Fantastischen Vier, Captain America). Zur Halbzeit gibt es ein Cross-Over durch alle vier Serien.
Es fängt in FV #6 an. Zuerst beenden die vier um Reed Richards ihre Begegnung mit Doctor Doom. Der will dem auf der Erde gestrandeten Silver Surfer dessen kosmische Kräfte rauben. Als es mit der erzwungenen Hilfe Reeds soweit ist, kommt dem Doctor eine Handvoll Skull-Krieger dazwischen. Die haben die Aktion von langer Hand geplant und erschaffen nun den Super-Skull. Keine Frage, mit Hilfe des Schwarzen Panthers und dem echten Wyatt Wingfoot kriegen unsere Helden das hin. Erst dann beginnt auf sieben Seiten die eigentlich angekündigte "Industrielle Revolution"-Geschichte. Hier erfahen wir mehr über "Die neuen Ritter der Tafelrunde": Auf der Uni schlossen sich Banner (Hulk), OReilly (der erste Iron Man) , Stark (Iron Man), Richard (Mr. Fantastic von den FV) und Doom (Doctor Doom) zusammen um gemeinsam dem Sieg des Guten mit ihrem Wissen zu dienen.
Richtig los geht es erst im Heft der "Rächer". Rächer-Island liegt nach dem Kampf des Teams mit dem Hulk in Trümmern, und dem Gamma Reactor droht die Kernschmelze. Das würde halb Amerika vernichten, und so schließen die wiedergeborenen Helden die Reihen um diese Katastrophe abzuwenden. Nicht zuletzt durch die listigen Eingriffe Lokis, Thors bösem Götterbruder, gibt es die bekannten und beliebten Kämpfe zwischen den Guten. Als Highlight auf der letzten Seite des Heftes bekommt der Hulk endlich seine Hose.
In Iron Man #6 kann dann die Bedrohung beseitigt werden. Klar ist das spannend und mit viel Action, zuviel wird - wie immer - nicht verraten.
Captain America #6 hat eine dreiseitige Epilog-Sequenz, in der die Rächer bei S.H.I.E.L.D.-Chef Nick Fury kündigen. Der Rest (besser der Anfang) des Heftes zeigt den ersten Mutanten in der Welt der Wiedergeborenen voll in Aktion. Cable mischt ja seit der letzten Seite des letzten Heftes im Kampf von Cäppi gegen die retuschierten Hakenkreuzträger mit. Seltsames Detail: Auf Seite sechs sieht man das Schild des Captains in voller Größe und vor allem mit einer großen Delle. Oder ist das ein Fehler bei der Aufarbeitung des Bildes mit Glanzpunkten und Verlauf? Delle hin oder her, Cap, Cable und Bucky-Ersatz Rikki Barnes werden auf jeden Fall der Situation Herr und somit wandern die Schergen AIMs zusammen mit Modok und Baron Zero in sicheren Gewahrsam.
Ist "Industrielle Revolution" ein echtes Cross-Over? Naja, hier war der verkaufsfördernde Aspekt wohl eher Vater der Klassifizierung als eine übergreifende Geschichte. Trotzdem bekommt man schöne Storys, die zudem auch gut gezeichnet sind.
Neben der Hulkschen Hose ist auf jeden Fall die Unterwäsche von Sue Storm ein Höhepunkt dieses Mehr-oder-weniger-Crossovers. Ansonsten darf man auch einen neuen Zeichner bewundern und das vorletzte Heft von Star-Zeichner Rob Liefeld. Zu den Hintergründen des Abschieds von Image-Mitbegründer Leifeld gibt Marvel Redakteur Max Briegel in Captain America #6 mehr Informationen. Hinweise auf die zahlreich vorhandenen Zitate großer Hefte aus dem Marvel-Verlag bekommt man auch noch.
Richtig nerven kann dagegen die mangelnde technische Güte der Lokalisierung. Die deutschen Texte wurden auf billigen Fotokopier-Filmen erstellt. Die haben bei größeren Flächen keine Deckung und wirken wolkig und zerrissen. Hier wurde definitiv am falschen Ende gespart.
Die Hefte gibt es auch gesammelt im Pack zum selben Preis. Als Bonus ist die Nummer 0 von "Silver Surfer" enthalten. Hier kommt eine kostenlose Zulage des amerikanischen Comic Magazines "Wizard" zum Abdruck. Diese Beilagen-Comics waren in den Staaten während des Comic-Booms ziemlich gesucht. Das begründete sich jedoch leider nicht aus der Qualität der Hefte, sondern eher in der Sammelleidenschaft jener Tage, in der auch normale Hefte mit einem Klecks Alu-Folie plötzlich mehrere hundert Dollar wert waren. Geschenkt ist es ein nettes Heft.