Krass (oder voll supie, wie die Frankfurter Kollegen sagen würden)!!!! Black Metal zeigt, wie ein deutsches Comics sein kann: Ausgereift in Grafik und Story-Telling.

Leider viel zu selten schaffen es Geschichten - und da machen Comics keine Ausnahme - zu überraschen. Black Metal schafft es. Beim ersten Durchblättern beeindrucken die photorealistischen Bilder von Timo Würtz. Von einigen Aussetzern abgesehen, die aber immer noch besser sind, als das meiste auf dem Markt, reift hier der deutsche Alex Ross heran. Immer wieder wechseln Seiten im klassischen neun Panel-Stil mit grafische Orgien voller Geschwindigkeit. So nutzt sich die Intensität der Bilder nicht ab und unterstütz die nicht alltägliche Geschichte.

Asako, Nina und Corky sind drei knackig Mädels die immer auf der Suche nach dem Kick sind. Geld verdienen sie mit ihrer Internet-Seite, die Live-Bilder ihrer Wohnung ins Netz bringt (hier hat man die Cross-Media Synergie Gelegenheit verpasst, die Seite "www.derletztehenker.de" gehört zwar Kopp, aber Inhalte gibt es nur als Unterseite der www.blachm.de Seite). Disco ist out, House ist out, Drogen sind mittlerweile auch dröge - es muss was Neues her! Von wegen Lebenseinstellung - Mode ist das was zählt. Die drei probieren es halt mal mit Black Metal. Satan, schwarz/weiß geschminkte Gesichter und so. Mit der Kohle der Internet-Voyeure können sich die Mädels Instrumente leisten und der Ex von Asako soll das Video produzieren. Irgendwie läuft die Sache aus dem Ruder. Asako kriegt immer häufiger Flashs ihrer Drogen-Exesse und beginnt von den mörderischen Maulwurfsmenschen zu erzählen. Voll im satanischen Girlie-Wahn muss leider auch der der Produzent in Spee dran glauben.

Kopp lässt sich im ersten Band Zeit, die Charaktere zu zeichnen. Erst der zweite Band schlägt so richtig zu. Die fast psychologische Studie mutiert in einen Punk-Film erster Sahne. Er schafft es einen an der Realität angelehnten Roman zu präsentieren, ohne in typisch deutscher Bedeutungsschwere zu versanden. Die Story ist gerade fiktiv genug und anderseits realistisch genug um zu packen. Die leicht überzeichneten Akteure finden immer wieder einen Bezug zum nachvollziehbaren Leben (... wenn man regelmäßig arbeiten geht, verändert einen das automatisch...). Besonders die paranodie Karriere von Asako erscheint nachvollziehbar. Das wird durch den gekonnten Einsatz filmischer Stilmittel erreicht. Lichteffekte, Unschärfen und Perspektiven verleihen den Bildern besonders in den Musik-Sequenzen eine seltene Plastizität. Der Einsatz moderner Bildbearbeitungsprogramme ist genauso virtuos eingesetzt wie bei den grafisch ebenso überwältigendem Durham Red.

Nach der Lektüre bleiben eigentlich nur zwei Alternativen. Entweder hört man schnell die ATC/Roxette/ABBA CDs an, damit man wieder an den Sonnenschein glaubt, oder die Flasche Vodka, um mit den Geistern fertig zu werden.

Wer bei der starken Mischung aus excelenten Bildern (und auch noch aus deutschen Landen frisch auf den Tisch) und harter aber unverbrauchter Story noch auf den Preis schielt, wird auch hier angenehm überrascht. In der Zeit nach dem Heftchenboom, in der verlagsübergreifend die Preise das alten Alben-Only Niveau anstrebt sind DM 13,03 (das wird den einen oder anderen Händler mal kurz verunsichern) richtig günstig.

Black Metal kann es ohne Problem mit den großen Produktionen aus dem Ausland sowohl in Punkto Bilder als auch auf dem Gebiet Story locker aufnehmen.

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