Die Rächer standen seit ihrer Nummer eins für kompromisslose
Superhelden-Action im Marvel-Stil - viel Feind viel Ehr und ein bisschen Zwischenmenschlichkeit
auf Daily-Soap-Niveau.
Während des letzten Jahres mutierte die Serie zwar in ein Image-typisches
Format, aber jetzt sind die alten Recken in gewohnter Frische zurückgekehrt.
Der Anfang ist wahrlich furios - schon auf dem umlaufenden Titelbild tummeln
sich knapp 40 Helden. Im Innenteil wird es auch nicht ruhiger, den verschiedenen
Mythologien entliehene Monster traktieren alles, was mal ein Rächer war. Der
ganze Aufwand wird nur betrieben, um eine einzige Person in die Falle zu locken.
Mystisch
bleibt die Geschichte, heißen die Gegner heuer doch Mordredd und Morgan Le
Fay.
Marvel belebt das aus den Williams-Zeiten schon vertraute Zwei-Helden-in-einem-Heft-Format.
Das hatte schon immer seine Vor- und Nachteile. Mal schauen, ob die Italiener
bei dieser Veröffentlichungsform bleiben. Zeichnerisch darf sich der Stammzeichner
(der uns noch lange erhalten bleibt) George Pérez so richtig austoben. Bei
jedem Panel scheint man zu spüren, wie großen Spaß es dem alten Mann
macht, viele Helden in den Kampf zu schicken. Da weiß man zuerst nicht so
recht, wo man hingucken soll.
Die lange Erfahrung als Zeichner wird besonders bei den Gesichtern
deutlich. Jede Figur besitzt ein aussagekräftiges Minenspiel. Cap kann wichtig
reden und lausbübisch pfeifen, besorgt dreinschauen oder entschlossen kämpfen.
So wird die Geschichte schon auf Bildebene erzählt - eine Eigenschaft, die
vielen modernen Unterhaltungs-Comics abgeht. Trotz der vielen feinen Striche
bleibt das Gesamtbild klar und nachvollziehbar, auch auf turbulenten Seiten.
Die bunte Farbgebung ist das I-Tüpfelchen, der Klecks Sahne auf der Erdbeertorte.
Okay, wer meckern will, kann selbstverständlich auch das
tun. Warum ist Crystal zum Beispiel schon im Rächer-Hauptquartier, obwohl
sie doch das Kindergeld beantragen soll? Oder warum hat sie diesen fiesen
Silberblick? Der Story fehlt es an Tiefgang? Lest Strapazin (ist echt toll!)!
Heh - hier geht es um Unterhaltung! Und die wird geboten, vom Allerfeinsten
sogar! Da drückt sogar Beckmesser beide Augen zu und freut sich einfach an
den bunten Bildern und lässt den lieben Gotte einen guten Mann sein (obwohl
man bei der Schriftwahl der Asen vielleicht eine Fraktur-Schrift oder ähnliches
hätte wählen sollen)...
Moderne Superhelden-Action auf die alte Art und Weise, tolle
Story, tolle Bilder - einfach gut.