Carlsen startet die Fantasy-Offensive. Nach dem Ende der Comicproduktion
bei Splitter kümmert man sich nun im Hamburger Verlagshaus um dessen
Fantasy-Erbe. Und wieder einmal unterstützt Carlsen das kleine Pflänzchen
der deutschen Comic-Kultur. Nach Mabuse also ein weiterer Titel aus heimischen
Landen auf des Lesers Tisch: "Indigo".
Indigo ist ein kleiner Ganove des ich durchs Leben stiehlt. Sein neuester
Coup: Die Sternenkarte eines magischen Schiffes. Der vermeidliche Hauptgewinn
entpuppt sich schnell als enormer Risikofaktor für alle im Umkreis des
einzigen Phreem in Sunsit-City. Und was wäre eine gute Story ohne ein
paar dicke Dinger? Für diesen Part ist Scilla verantwortlich. Dickere
Dinger als Pamela Anderson und weit weniger scheu, mit ihren Reizen zu protzen.
Sie ist einer der besten Bodyguards in dieser Stadt und soll Indigo vor dem
Häscher der Gesellschaften schützen. Aber das ist gar nicht so leicht,
den der Makake sit durch Magie unverwundbar. Also eilt der Held mit Begleitung
und Verfolgung in den Abgrund. Hier wirkt keine Magie und der Makake ist verwund-
und besiegbar.
Die
Bühne ist bereitet für ein furioses Action-/Fantasy-Spektakel. Neben
der guten Story glänzt Indigo in der neuen Carlsen-Version mit perfekter
Farbgebung und guten, teils sogar hervorragenden Zeichnungen. Trotz allem
hat sich Indigo und dessen Zeichner Schulz seine Identität bewahrt. Ähnlich
wie bei Mabuse sind einige Panels von überzeichneten Gesichtszügen
geprägt. Wobei das in diesem Fall wegen des Fantasy-Genres noch nicht
einmal störend wirkt. Nur die arme Scilla tut mir leid, bei dem Hohlkreuz
(okay, es drückt die dicken Dinger in den Mittelpunkt des zumindest männlichen
Gesichtskreises) hat die gute sicher keine schmerzfreie Nachtruhe.
Obwohl Band 1 bereits 1992 im Splitter Verlag erschienen ist, sollte man
sich diesen Band zulegen. Die komplett neugezeichneten Bilder machen aus der
guten Story ein tolles Album. Band 2 bis 5 sollen in Punkto Farbe überarbeitet
werden.
Als Auszeichnung darf man es auf jeden Fall verstehen, das dieser Comic nach
Frankreich verkauft werden konnte. Oder ist das eher der Verflachung der dortigen
Szene zu verdanken, man denke nur mal den öden letzten Verlian und Veronique,
bei dem von den Qualitäten der alten Alben wie zum Beispiel dezenter
Gesellschaftskritik nicht mehr zu spüren war?