Es war ein kalter und verregneter Abend, ebenso wie die Blondine
mit dem übergroßen Ausschnitt hatte mich der letzte Inhalt meines
Portemonais schon vor Tagen verlassen. Hätte ich die letzten Rechnungen
der Stadtwerke bezahlt, wäre ein wenig Ablenkung durch den Fernseher
drin gewesen, so blieb mir nur der Griff in die Comic-Kiste. Der fast schwarze
Hardcover Einband sprang fast wie von selbst in meine Hand. Der grimmig blickende
Kater auf dem Titel schien mir aus dem Herzen zu sprechen. Von political correctness
hatte der Raucher wohl noch nichts gehört, wortkarg war er noch dazu
und die vielen Text-Passagen hatten diesen dunklen Tonfall alter Krimifilme.
Hätte
ich lachen wollen, wäre ein Don Rosa Donald Duck oder ein alter Gaston
Band besser gewesen, aber diese Geschichte eines einsamen Privatdetektivs,
der die Leiche einer verflossenen Geldgeberin und gleichzeitigen Liebhaberin
begutachten muss, schien meine eigene, traurige Geschichte zu sein. So alt
und bekannt diese Geschichte sein mag, sie wird immer wieder gern erzählt
und auch gern gelesen - aber nur ungern gelebt. Und es kommt in dieser Geschichte
alles wie es kommen muss: Held gerät in große, leichte bis mittelschwere
Verletzungen mit sich ziehende, Schwierigkeiten, findet Helfer in der Not
und löst schlussendlich in gehobenen Kreisen das aus niederen Beweggründen
begangene Verbrechen auf. Nicht Neues, schon gar nicht für mich und wohl
auch nicht für die große Masse der Anderen, der glücklicheren
Menschen.
Aber warum nahm ich mir hin und wieder genau dieses Comic heraus? Sicher
nicht wegen der niedlichen Tier-Gestalten. Ich kann über witzigeres lachen,
als toternste Geschichten mit Katzen, Hunden und Rhinozerossen. Das Thema
Fabel und wie sie der Gesellschaft ungeschadet einen Spiegel vorhalten können
hatte ich schon in der 10. Klasse ad acta gelegt. Sicher auch nicht wegen
der drei blanken Katzenbrüste und der romantisch verklärten Bett-Szene,
oder den teils blöden Visagen mit Slapstick Grimassen. Was bleibt? Es
werden wohl die herrlichen Bilder, die in düsteren Farben schwelgen,
sein. Details en masse, perfekte Perspektiven und alte Socken, die man zu
riechen glaubt. Sechs verdammte Jahre sollen die beiden Verantwortlichen für
dieses Album gebraucht haben. Wie bereits gesagt, an der aufwendigen Story
kann das nicht gelegen haben.