Wer liest gerne Telefonbücher? Die 360 Seiten machen den ersten
der insgesamt sechs Bände der Akira-Reihe zu einem richtigen Wälzer. Aber
keine Angst, diesen Klassiker der Mangas kann man trotz seiner gewaltigen
Ausmaße bequem lesen. Das liegt aber nicht nur daran, dass es im Manga-Genre
typischerweise eher wenig Text gibt, sondern auch an der Perfektion, mit der
Otomo die Geschichte des japanischen Jugendlichen Tetsuo erzählt.
Es fängt mit der Zerstörung Tokios an. 38 Jahre später ist die
japanische Stadt wieder aufgebaut. Tetsuo und Kaneda gehören einer Motorrad-Gang
an und vertreiben sich mal wieder die Zeit damit, ihre Maschinen auf verbotenen
Strecken auszureizen. Diesmal endet die Fahrt jedoch fatal: Ein unheimliches
Kind taucht aus dem Nichts auf und Tetsuos Bike explodiert. Plötzlich ist
auch das Militär zur Stelle und Akira wird in ein Krankenhaus gebracht. Die
Ereignisse überschlagen sich und Kaneda wird in die Auseinandersetzung
zwischen einer Untergrundorganisation und dem Militär hineingezogen.
Die
Story wird immer mysteriöser und als Tetsuo nach einigen seltsamen Tests plötzlich
übernatürliche Kräfte und fürchterliche Kopfschmerzen bekommt, nimmt das Unheil
seinen Lauf. Akira unterjocht die Gangs, um so an eine Unmenge von Drogen
zu gelangen, denn nur unter starker Medikation kann er seine Schmerzen ertragen.
Irgendwie hat das Militär auch seine Finger in dieser Sache. Unter dem Neubau
der Sportstätten für die kommende Olympiade soll ein streng geheimer Komplex
verborgen sein, in dessen Herzen bei fast totaler Kälte die Reste eines misslungenen
Experimentes lagern - Akira.
Akira glänzt durch rasante Bildorgien in Action-Film-artiger
Geschwindigkeit. Dabei kann sich eine Sequenz auch mal über zehn Seiten ohne
eine einzige störende Sprechblase hinziehen. Trotz der 360 Seiten sind alle
Zeichnungen von nahezu perfekter Qualität. Obwohl ganz klar ein Manga, verzichtet
Akira auf die 08/15-Heidis. Hier haben die Protagonisten durchaus menschliche
Züge, auch sind nicht alle Personen aus der Schönheitsklinik entsprungen.
Natürliche Proportionen überwiegen im ersten Band.
Die Story wid rasant erzählt, bleibt aber auch für Europäer
nachvollziehbar. In dieser Ausgabe wird die original schwarz/weiß Fassung
geboten, was den unglaublich günstigen Preis ermöglicht. Wer aus Kostengründen
bisher auf Akira verzichtete, kann nun endlich zugreifen. Auch die ohnehin
erst nachträglich eingefärbten Seiten wirken einfarbig, sodass man nach den
ersten zwanzig Seiten den Unterschied nicht mehr merkt.
Akira ist ein Meilenstein der Comic-Geschichte und jeder Comic-Fan
sollte mal reingesehen haben. Endlich in bezahlbarem Format und mit der Aussicht,
nicht schon wieder Jahre warten zu müssen, bevor man diese Geschichte als
Ganzes an einem ruhigen Wochenende durchlesen kann (in Amerika wurde der letzte
Teil von Akira erst drei Jahre nach dem Start der Reihe vertrieben und der
sechste Teil der Buchausgabe wird wohl nie das Licht eines Comicladens erblicken).