Pünktlich zum Launch der neuen Thor-Serie
bietet Marvel Deutschland den Nostalgikern unter den Comic-Freunden das zehnte
Buch der Marvel-Klassik-Reihe "Journey into Mystery Nr. 83 - 100".
Dieser Band beinhaltet die frühen Abenteuer des Donnergottes Thor, der
im ziemlich zerbrechlichen Körper des Menschen Dr. Blake steckt.
Wer nach Klischees sucht, wird hier zuhauf fündig: Blake
liebt seine Sprechstundenhilfe, die aber nur Augen für Thor hat. Die
Bösewichter: Russen, Chinesen und Kommunisten aller Couleur - politische
Agitation, wie wir sie aus den Geschichtsbüchern der Massenmanipulation
eben kennen. Dieses Buch bietet über ein hundert Seiten des unvergleichlichen
Jack Kirby, besonders die beiden Geschichten "Die Jagd nach dem Tomorrow
Man" und "The mysterious Radio-Active Man" sind Perlen aus
der Marvel-Schatztruhe. Leider sind nicht alle Geschichten von so hoher grafischer
Qualität. Don Heck zeichnet sich vor allem durch unfreiwillig erheiternde
Perspektiven und nervös wirkende, in einzelne Striche verzettelte Bilder
aus (vielleicht ist es die rosa gefärbte Brille der Jugenderinnerung,
aber bei den Rächern sah er einfach besser aus). Al Hartley (eher bekannt
durch seine christlichen Comics, war wohl selbst den Produzenten zu schlecht
und durfte glücklicherweise nur ein Heft zeichnen (da kommen nur die
Liebhaber des italienischen Comics auf ihre Kosten, denn Fulgor sah nur unwesentlich
schlechter aus).
Was fehlt ist ein Gastauftritt eines bereits bekannten Helden (heutzutage üblicher Promotion-Schachzug). Thor war selbst Held genug, um Popularität zu erlangen. Stoff für interessante Geschichten steckten schließlich in dieser Figur. Neben den Propaganda-Auftritten gegen die schon erwähnten politischen Feinde konnte man jederzeit auf den großen Schatz der nordischen Mythologie zurückgreifen, was später auch immer wieder getan wurde. Nicht nur Loki und Odin schafften so den Sprung an die Kioske Amerikas. Das Interesse an den nordischen Hühnen war zeitweise so groß, dass es eine eigene Reihe mit Geschichten aus Asgard und den restlichen Figuren von jenseits der Regenbogenbrücke gab.
Für die Menschen, die mit den Williams-Heften das Comic-Lesen gelernt haben, bietet dieses Album eine Vielzahl an Aha-Effekten. Die redaktionellen Seiten wurden oft von Thor begleitet und dieses Buch hat alle Vorlagen, die man damals verwandte.