Die Welt ist dreckig, überbevölkert und seit dem großen Krieg regnet es. Wer Glück hat, lebt in der Blase, der Rest versucht auf dem Weg in seinen Wohnraum zu überleben. Wer Pech hat, wird ausgelost. Jedes Jahr trifft es eine Million Menschen. Die werden von Kontrolleuren ausgelöscht – zum Wohl der restlichen Millarde Menschen in der Metropole Europa. Juan ist Kontrolleur.
„Die Chroniken von Centrum“ erzählen die Geschichte eines einsamen Menschen mit Trenchcoat. Er liebt seinen Job nicht, macht ihn aber ordentlich, auch wenn ein alter Freund einer seiner Jobs ist. Doch bevor Juan Feierabend machen kann, säht sein Kriegskamerad den Samen des Zweifels. Sind die Million Opfer wirklich zufällig ausgelost? Keine Frage, sind sie natürlich nicht, denn so laufen diese düsteren Geschichten eben. Und da haben Freundinnen keinen leichten Stand.
In Europa unterhält man mit tödlichem Gladiatorenspielen die Massen. Das ist nur eines der bekannten Versatzstückchen, aus dem diese Geschichte zusammengebaut ist. Der Bogart Killer mit tragischer Kriegsvergangenheit, die Oase mit erträglichem Leben für die Privilegierten, die Freundin, die als nächstes auf der Abschussliste steht, der Helfer im System – alles ist da. Man merkt den 144 Seiten die drei Bände an, die hier zusammengefasst sind. Die ersten 48 Seiten führen in die Geschichte ein und auf den letzten Seiten gibt es den Grund für die nächsten beiden Bände. Das nächste große Kapitel erhellt des Helden tragische Vergangenheit und legt den Grundstein für den vor Action explodierenden Abschluss, der hier allerdings gewöhnungsbedürftig endet.
Was nach ermüdender Routine klingen könnte reißt den SF-Fan mit Hang zur opulenten Grafik vom Hocker! Innovation oder Experimente findet man in diesem Comic nicht, dafür gibt es klasse SF-Unterhaltung mit Film Noir Feeling im „Die Hard“-Action Tempo. Vor allem machen die grandiosen Bilder diesen Comic zum Genre-Pflichtkauf, bei dem man auf den Mengenrabatt leider verzichten muss. Mit knapp vierzig Euro ist Ehapa hier beim aktuellen Preis/Leistungsverhältnis eines durchschnittlichen Comicalbums. Schnäppchenjäger und Geizgeiler müssen wo anders einkaufen gehen.
Zurück zur Grafik. Die Farben sind klasse! Rotschwarzes Licht in den Laboren, unschuldige Kinder und liebevolle Frauen in blassblau und die dreckige Stadt in dunkelgrau. Gegenlicht überstrahlt die Gesichter, der Regen verwischt die Konturen – in puncto Grafik ist dieser Band vor allem bei den Ganzseitern verdammt nah an der Perfektion des Inhumans Vierteilers von Landron. Khaled ist seit "JOUR DE ZAPPING" ernster geworden. Seine Bilder sind sauberer auf den Punkt, auch wenn ersich manchmal noch gehen lässt. Wer auf diese Mischung von an japanischem Zeichentrick angelehntem Detailoverkill schwört, wird vom ersten Blättern an Centrum lieben.
Beckmesser haben ein zusätzliches Schmankerl am Impressum ;0). Unerklärt bleibt, warum in perfekten Systemen immer wieder Killer ihre Liebsten umlegen müssen und somit zu Problmen werden - oder sind das Sollbruchstellen der Matrix? Unvollständigkeitsphobiker dürfen bedenkenlos zugreifen, dieser Comic ist abgeschlossen, den darauf hinweisenden Aufkleber auf dem Umschlag bekommt man leicht und rückstandsfrei weg, wenn man ihn unter einer alten Glühlampe leicht erwärmt. Das macht den Kleber wieder weich.